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Buddhismus findet längst auch im Internet statt. Ein Überblick über Websites und Online-Plattformen.

Viele interessieren sich für den Buddhismus, aber warum eigentlich? Fragen wir doch einfach das Netz: Die Eingabe „Warum ist der Buddhismus so beliebt?“ verweist auf vier Millionen Einträge. Wenn wir nur die erste Seite überfliegen, finden wir unter anderem Gründe wie: rationale, undogmatische und gewissermaßen ‚gottlose‘ Religion; Betonung auf die eigene Erfahrung; Bewusstseinsergründung; Verantwortung für sein Handeln als Voraussetzung für die ‚Befreiung‘; der Keim der Buddhaschaft liegt in jedem von uns; Gemeinschaft; lebende Meister und Vorbilder; umfassende, aus zahlreichen Elementen bestehende Lebensphilosophie, bei der man von jeder beliebigen Seite her ‚einsteigen‘ kann.
Apropos Einstieg: Was immer Sie über den Buddhismus erfahren wollen – das Internet wird es Ihnen liefern. Über 5,7 Millionen Treffer ergibt das Stichwort Buddhismus, unter ‚Buddha‘ sind es sogar 181 Millionen. Die Strahlkraft des ‚Erwachten‘ ist ungebrochen, der Dharma lebt, könnte man sagen – ob die Überfülle Klarheit schafft, sei freilich dahingestellt. Doch lassen wir uns von der schieren Zahl nicht schrecken, denn wie heißt es so schön? Der beste Ort, um eine Leiche zu verstecken, ist die Seite 2 von Google, 95 Prozent des Traffics landen bei den ersten zehn Suchergebnissen.
Bleiben wir beim Stichwort ‚Buddhismus‘: An erster Stelle steht wie gewohnt der Wikipedia-Eintrag, üblicherweise eine sichere Bank in puncto seriöse Information und Ausführlichkeit. So auch hier. Das Thema wird von verschiedenen Seiten her angegangen: von der historischen Gestalt des Buddha, von der Lehre, der geschichtlichen Entwicklung und der Ausfächerung in die verschiedenen Schulen. Wer bloß einmal in die Grundlagen des Buddhismus hineinschnuppern will, ist damit gut bedient, sollte sich aber hüten, allzu sehr ins Detail zu gehen – die zahlreichen weiterführenden Links, die ihrerseits wieder Links enthalten und so fort, würden nur Verwirrung stiften. Beispiel: Der Theravada enthält einen Link zum Hinayana, der sich wiederum in Mahasanghika, in Pudgalavada, Sarvastivada und Sautrantika teilt, all das mit weiteren Links. Wer sich als Anfänger da hineinwühlt, wird jegliche Geistesklarheit und Gemütsruhe, die wir so gerne mit dem Buddhismus verbinden, mit Sicherheit schnell verlieren.

Was immer Sie über den Buddhismus erfahren wollen – das Internet wird es Ihnen liefern.


Plattform mit Österreich-Bezug
Neulinge, die den Buddhismus googeln, wollen vermutlich die Spielart finden, die zu ihnen ‚passt‘. Da kann der zweite Treffer weiterhelfen: buddhismus-austria, die Website der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR). Sie ist die offizielle Vertretung des Buddhismus hierzulande. Auch hier gibt es eine gute Zusammenfassung der Lehre des Buddha, wobei aber die unterschiedlichen Traditionen wie Theravada, Vajrayana oder Mahayana ausgeklammert sind. Weiters wird etwa auf Veranstaltungen, Feiern, Vorträge, buddhistische Zentren, Kurse/Seminare sowie auf wohltätige Organisationen, bei denen man sich engagieren kann, hingewiesen.
Die ebenfalls von der ÖBR bereitgestellte Plattform buddhistisch.at ihrerseits versteht sich als Portal zur regionalen Vernetzung in Österreich. Eingetragene Personen stellen sich vor und bieten an, sich mit anderen Interessierten über einschlägige Themen auszutauschen, gemeinsam zu meditieren oder auch die Freizeit miteinander zu verbringen. Initiativen haben die Möglichkeit, sich selbst darzustellen, und es gibt eine Liste der registrierten Meditationsgruppen in Österreich samt Detailinfos inklusive der Tradition, in der sie stehen.
Beide Websites bieten dem Nutzer zahlreiche Möglichkeiten, mitzumachen oder sich einzubringen, so etwa im Netzwerk buddhistische Jugend, durch Anbieten von buddhistischem Religionsunterricht, durch Teilnahme an Familienpujas, in der Flüchtlingshilfe oder im mobilen Hospiz der ÖBR, bei der Kranken- und Gefangenenbegleitung oder beim Tierschutz. Die Websites sind gut gemacht und ermöglichen registrierten Nutzern auch Interaktion, doch nicht in der Direktheit eines Forums.

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Austausch im Netz
Nachdem es Internetforen zu allem und jedem gibt, müsste das doch auch beim Buddhismus der Fall sein, oder? Die Eingabe Buddhismusforum Österreich ergibt jedoch überraschenderweise kein einziges Forum mit Ausnahme des deutschen Buddhaland. Dieses findet sich auch unter der Eingabe Buddhismusforum, also ohne Österreich-Zusatz, an erster Stelle. Buddhaland ist ein von der Frequenz des Austausches her lebendiges und von Moderatoren angeleitetes Forum. Aktuell sind etwas über 4.000 Mitglieder registriert, der Lesebereich steht aber auch allen nicht Registrierten offen. Die Themen sind unter anderem gegliedert in: Allgemeines zum Buddhismus, buddhistische Praxis, Anfängerbereich und Literatur.

Um eine Vorstellung von der Größenordnung zu geben: Der Ordner ‚Allgemeines‘ enthält 1.500 Themen und 77.000 Beiträge, unter ‚Anfänger‘ sind es 1.100 sowie 31.000. Man kann sich von einem der Themen oder von der Suchfunktion her einlesen oder auch die Beiträge chronologisch aufrufen. An einem Wochentag um halb 6 Uhr in der Früh lag der jüngste Beitrag zwei Stunden zurück, die nächsten drei, vier und fünf Stunden. Man fühlt sich an Kathrin Rögglas Romantitel ‚wir schlafen nicht‘ erinnert. Um gleich diese Beispiele herauszugreifen: Im ersten Beitrag ging es zwischen einem buddhistischen Neuling und einer Moderatorin um die von Ole Nydahl gegründeten Diamantweg-Buddhismus-Zentren und um dessen politische Einstellung; im zweiten wurde die Frage gestellt, ob man durch Meditation freiwillig in den Tod übergehen kann; im dritten, ob die Madhyamaka-Schule und damit deren Gründer Nagarjuna heute philosophisch widerlegt werden kann.

Die Beispiele illustrieren recht gut, wie breit das Forum aufgestellt ist – womit es natürlich ein Spiegel der unendlich reichen und aufgefächerten buddhistischen Tradition ist. Ehe man sich zu sehr in Gegenstände verliert, die bereits ein bestimmtes Vorwissen erfordern, zurück in den Anfängerbereich. Hier werden Fragen gestellt und es wird diskutiert, zum Beispiel: Heilt Achtsamkeit negative Gefühle? Was tun, wenn man keinen Lehrer in seiner Nähe hat? Wie ist mit den fünf Hindernissen (Gier, Hass, Stumpfheit, Ruhelosigkeit und skeptischer Zweifel) umzugehen?
Eine zusätzliche Gliederung des Forums betrifft Diskussionen zu den einzelnen buddhistischen Schulen, wie etwa Zen oder Tibetischer Buddhismus, wobei dem Kapitel Theravada eine gute Definition sowie ein Link zum Pali-Kanon in deutscher Sprache vorangestellt sind. Dieser allein, der ,Dreikorb‘ aus Ordensregeln, Lehrsätzen und -reden, bietet eine Menge Lesestoff – aber immer noch deutlich weniger als die 84.000 Lehrreden, die dem Buddha legendenhalber zugeschrieben werden.
Buddhaland ist mit der Theravada Gemeinschaft Deutschland verlinkt, einem geschlossenen Forum von Gruppen, Einzelpersonen und Ordinierten in der Theravada-Tradition. Das Forum dient der Vernetzung und Gemeinschaftsbildung, dem Austausch und der gegenseitigen Hilfestellung. Da mit Klarnamen agiert wird, ist es nötig, sich zu registrieren.

Wie beginnen?
Wesentlich mehr ähnlich aufgebaute Internetforen gibt es im englischen Sprachraum, so etwa Newbuddhist, Freesangha und Dharmawheel. Wenn man noch YouTube, die zahlreichen Blogs und buddhistischen Zentren sowie Netzwerke wie Facebook und Twitter dazurechnet, wird die Sache zunehmend uferlos.
Daher ist es nützlich, sich zunächst einmal ein paar grundsätzliche Fragen zu stellen, wie etwa: Was zieht mich am Buddhismus an? Was will ich damit erreichen? Zu welcher Art von Buddhismus fühle ich mich hingezogen? Sind es Vorbilder wie der Dalai Lama? Ist es die ‚mystische‘ Anmutung des Tibetischen Buddhismus, die Strenge des Zen-Buddhismus? Ist es die Suche nach Ausgeglichenheit und Ruhe? Welche Art von Meditation stelle ich mir vor: die Visualisierung von Objekten oder die innere ‚Schau‘ nach Kalmierung der unablässig ratternden Geistestätigkeit? Sehe ich mich eher mit geschlossenen oder halb offenen Augen meditieren? Kann ich überhaupt einige der grundlegenden Prämissen wie die Leidhaftigkeit des Daseins oder die Nichtidentität akzeptieren oder fühle ich mich bei säkularen Formen des Buddhismus besser aufgehoben? – Danach wird es leichter fallen, sich gezielt im Netz und vor allem nach einer real existierenden Sangha umzuschauen.

Mag. Harald Sager studierte an der Universität Wien und schreibt seit gut zwanzig Jahren vornehmlich im Lifestyle-Bereich. Aktuelle Schwerpunkte sind Reiseberichte für nationale und internationale Blätter sowie Design und spirituelle/yogische Themen.

 

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Harald Sager

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Mag. Harald Sager studierte an der Universität Wien und schreibt seit gut zwanzig Jahren vornehmlich im Lifestyle-Bereich. Aktuelle Schwerpunkte sind Reiseberichte für nationale und internationale Blätter sowie Design und spirituelle/yogische Themen.  
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