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Leben

Gesundheit beruht auf einer ausgewogenen Ernährung. Ilse-Maria Fahrnow, Ärztin und Diplom-Psychologin, erläutert, wie Essen nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist beeinflusst.

Was bedeutet Essen für Körper und Geist?
Essen bedeutet für mich die Aufnahme von Energie. Essen ist im Grunde ein Fest, eine Feier. Eine andere Antwort auf diese Frage ergibt sich vielleicht, wenn man an die stoffliche Zusammensetzung von Nahrung denkt. Für uns steht diese allerdings nicht im Vordergrund, es geht mehr um die Aufnahme des Ganzen, der Schöpfung, wenn man es so nennen will.

Kann man heutzutage noch guten Gewissens eine Hühnersuppe aus konventioneller Tierhaltung essen?
Grundsätzlich haben wir den Schwerpunkt auf vegetarische Ernährung gelegt, auch deshalb, weil es uns um Anteilnahme und Mitgefühl mit den Tieren geht. Es kann nicht sein, dass Mitgeschöpfe aus reiner Profitgier unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden. Dieses Thema fällt für mich in den politischen und wirtschaftspolitischen Bereich. Ich wünsche mir ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir, wenn wir etwas aus dem Tierreich nutzen, darauf achten, dass die Tiere gut versorgt waren. Das gilt auch für die Pflanzen. Wir wissen immer, woher wir unsere Nahrung beziehen, und kennen häufig die Erzeuger.

 

„Essen ist im Grunde ein Fest, eine Feier."

 

Geht die Energie der Tiere beim Verzehr auf uns über?
Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich glaube sogar, dass wir das im eigenen Organismus nachweisen und spüren können. Wir werden sicherlich durch das, was wir an Nahrung aufnehmen, beeinflusst. Ich möchte mich sogar ein Stückchen weiter hinauslehnen, mir geht es nicht nur um die Geisteshaltung, sondern auch um das Konsumverhalten. Ist es mir egal, wie die Tiere gelebt haben, wie mit der Erde umgegangen wird, wo der Pflanzenanbau stattfindet? Ein verantwortungsbewusster Erdenbürger sollte auch in diesen Belangen Verantwortung übernehmen.

Was muss im politischen Bereich geschehen, damit es zu spürbaren Verbesserungen in der Tierhaltung kommt?
Wir alle machen Politik. Ich persönlich hoffe auf eine Bewusstseinsentwicklung bei uns Menschen. Im letzten Jahr sind in Deutschland viele Millionen Tiere weniger geschlachtet worden als in den Jahren zuvor. Da hat bei der Bevölkerung ein Umdenken eingesetzt. Jeder kann seinen Beitrag leisten, indem er versucht, das eigene Bewusstsein und das seiner Mitmenschen zu verändern beziehungsweise zu erweitern. Auch das ist Politik – jeder Einzelne kann mitgestalten.

 

„Zu jedem Zeitpunkt hat der Mensch spezifische Bedürfnisse – in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation."

 

Benötigen unterschiedliche Menschentypen unterschiedliche Nahrung?
Das ist sehr wohl der Fall. Es geht vor allem um das Situative. Der Mensch befindet sich in Raum und Zeit. Zu jedem Zeitpunkt hat er spezifische Bedürfnisse – in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation. Ich glaube, dass die Nahrung uns austariert. Wir müssen lernen, wieder darauf zu hören, wonach sich unser Körper und unser Geist sehnen. Wir müssen an das Wissen, das unsere Großeltern oder Urgroßeltern häufig noch hatten, anknüpfen. In fast allen Haushalten gibt es Kenntnisse darüber, was man essen sollte, wenn man sich in einer bestimmten Bedürfnislage befindet. Zum Beispiel: Was braucht eine Schwangere? Was isst eine Frau, die gerade entbunden hat? Oder was bekommt ein Kind, wenn es hohes Fieber hat? Dieses Wissen ist im Grunde vorhanden, leider ist es in den letzten 50 Jahren mehr und mehr in Vergessenheit geraten, ja, nahezu ausradiert worden. Dafür mache ich sowohl die Verwendung von Kühl- und Gefrierschränken als auch den Konsum von Fastfood verantwortlich. Viele Menschen nutzen Vorgefertigtes und vergessen ihre eigene Kreativität und das Vergnügen beim Erschaffen ihrer Nahrung.

Was halten Sie von Fastfood und Fertigprodukten?
Mir fällt dazu ein Spruch ein: „Ein Fertiggericht ist ein Gericht, nach dessen ‚Genuss' man vollkommen fertig ist." Es gibt sicher auch hochwertige Fertignahrung, aber wir selbst essen keine Tiefkühlprodukte. Das hat mit der Schockgefrierung zu tun, die aus Sicht der Natur einen unnatürlichen Zustand darstellt. Es gibt auch noch andere Konservierungsmöglichkeiten. In Ländern, in denen es kalt ist, legt man die Sachen auf den Balkon. Dort findet eine natürliche, langsame Abkühlung statt. Das plötzliche Hinunterkühlen auf minus 38 °Celsius versieht die Lebensmittel mit einer anderen Information und unser Körper ist nicht mehr in der Lage, diese Information richtig zu verstehen. Diese Kenntnis stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Tiefkühlnahrung ist oft bunt und hübsch anzusehen, sollte aber nicht zum Hauptbestandteil der Ernährung werden.

 

„Ein Fertiggericht ist ein Gericht, nach dessen ‚Genuss' man vollkommen fertig ist."

 

Verhält es sich bei Tiefkühlgemüse anders?
Ja, wir kennen diese Diskussion natürlich in Bezug auf die Vitamine und Inhaltsstoffe der Speisen, die in Tiefkühlprodukten besser bewahrt sind. Wir vertreten aber den Standpunkt, dass Energie wichtiger ist als Stofflichkeit. Unsere Nahrung ist ein Energielieferant. Um ihre Kraft zu erhalten, muss sie möglichst frisch geerntet und zubereitet werden.

Wie realistisch ist es, dass in einer Familie, in der beide Elternteile berufstätig sind, jeden Tag gekocht wird?
Ich denke, dass mit dem Verlust der Kochzeit und der Genusszeit beim gemeinsamen Essen auch ein ganzes Stück Kultur wegbricht. Umgekehrt machen die Familien, die sich wieder ans Kochen heranwagen, so schöne Erfahrungen. Wir bekommen immer wieder das Feedback, dass es sich lohnt. Man muss ja nicht furchtbar aufwendig kochen. Mein Mann und ich hatten Zeiten, wo wir beide durch einen 18-Stunden-Job extrem ausgelastet waren, aber wir haben immer gekocht, wir haben dafür auf anderes verzichtet, Zerstreuung, Vergnügung, Ablenkung. Das Kochen und das gemeinsame Essen waren wichtiger für uns. Raus aus dem Kopf und rein in die Sinnlichkeit und in die lebendigen Genüsse.

Was ist zu beachten, wenn man Körper und Geist durch das Essen in Balance bringen möchte?
Meiner Meinung nach ist es am wichtigsten, die Wahrnehmung so auszurichten, dass man lernt zu erkennen, welche Wirkung die jeweilige Speise auf einen selbst hat. Nach dem Essen sollte man entspannt und gut gesättigt sein, ohne sich erschlagen oder müde zu fühlen. Ich denke, dass die Nahrungsauswahl hoch individuell ist. Das merkt man auch bei kleineren Kindern. Es gibt viele interessante Untersuchungen aus Kindergärten. Wenn man den Kindern Essen hinstellt, welches aus ernährungsphysiologischer Sicht wertvoll und sinnvoll ist, dann wählen sie sehr individuell und situativ aus. Häufig essen sie über einen bestimmten Zeitraum hinweg eine einzige Sorte von Lebensmitteln. Das hält 2-3 Wochen an und dann wenden sie sich der nächsten zu. Studien zeigen, dass die Kinder ganz intuitiv übers Jahr gemessen all das konsumiert haben, was sie brauchen. Ich glaube, es wäre am besten, wenn wir uns wieder mit dieser Intuition verbünden. Wir Erwachsenen haben sie ja ebenfalls.

 

„Mit dem Verlust der Kochzeit und der Genusszeit beim gemeinsamen Essen bricht auch ein ganzes Stück Kultur weg."

 

Wo kaufen Sie Ihre Lebensmittel ein?
Wir wohnen am Ammersee und in unserer Nähe gibt es einen schönen, großen Biosupermarkt, der über ein fantastisches Angebot verfügt. Wir haben in den letzten 30 Jahren festgestellt, dass sich die Grundeinstellung gegenüber biologischen Produkten stark verändert hat. Die Wertschätzung von biologischer Nahrung – und damit die Wertschätzung und Pflege des Planeten – greift. Das beobachten wir mit großer Freude. Bei uns hier im Dorf betreibt eine Familie seit 30 Jahren einen biologischen Supermarkt. Anfangs wurden sie belächelt und für verrückt erklärt. Aber sie haben durchgehalten, und inzwischen rentiert sich das wirklich. Es ist ein gut besuchter, feiner Laden.

Glauben Sie, dass es sich eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern leisten kann, ausschließlich Bioprodukte zu kaufen?
Das ist ein ernstzunehmender Gedanke. Wir haben das mit Kollegen überprüft. Familien in prekärer finanzieller Lage haben sich darauf eingelassen und es geschafft, sich ausschließlich biologisch zu ernähren.

 

„Ich denke, dass die Nahrungsauswahl hoch individuell ist."

 

Was halten Sie von Nahrungsergänzungsmitteln?
Nahrungsergänzungsmittel machen meiner Meinung nach durchaus Sinn. Ich habe die Entwicklung in den letzten 20-25 Jahren genau beobachtet, es gibt mittlerweile sehr viele verschiedene Hersteller. Das wichtigste Kriterium ist meines Erachtens, dass keine gefriergetrockneten Substanzen enthalten sind. Entscheidend ist, dass das Nahrungsergänzungsmittel all jene Stoffe beinhaltet, die auch die ganze Pflanze selbst enthält. Was industriell an einzelnen Vitaminen angeboten wird, beispielsweise Vitamin B, davon halte ich nicht viel. Dass wir überhaupt Nahrungsergänzungsmittel brauchen, liegt daran, dass es zahlreichen Pflanzen heutzutage an Inhaltsstoffen mangelt. Wir haben unseren Planeten grob vernachlässigt und unsere Böden sind nicht mehr nahrhaft genug.

 

NAHRUNG ALS MEDIZIN

Essenstipps von Ilse-Maria Fahrnow

WAS ESSEN BEI STRESS?
Auf jeden Fall leichte und energievolle Nahrungsmittel. Die Hühnerbrühe ist ein Klassiker, sie kann ein ausgezeichneter Energielieferant sein. Mit grünen Smoothies haben wir jahrelang Erfahrungen gesammelt. Die Erkenntnis, dass Affen, die uns rein genetisch am ähnlichsten sind, mit einer Mischung aus zwei Drittel Blättern und zwei Drittel Obst leben, führte zur Entstehung der grünen Smoothies. Diese sehr gute Rohkostmischung wird mit einem Hochleistungsmixer zerkleinert, um sie gut verdaulich zu machen. Den Smoothie trinkt man als Brei oder Püree und er schmeckt außerordentlich gut. Die bitteren Stoffe der grünen Pflanzen werden durch den Obstanteil ausgeglichen. Smoothies geben einem sehr viel Energie. Man kann durchaus eine Mahlzeit durch sie ersetzen. Von den Nährwerten her ist der Smoothie fast unschlagbar.

WAS ESSEN BEI TRAUER?
Nach der Fünf-Elemente-Lehre gehört die Trauer zum Metallelement. Trauer wird zur Depression, wenn man in diesem Zustand hängen bleibt. Hier hilft ein wenig Schärfe im Essen. Die pikanten Noten zerstreuen traurige Gefühlsenergien. Ein Curry wäre zum Beispiel gut.

WAS ESSEN BEI MÜDIGKEIT?
Da sollte man zuerst die Ursache der Müdigkeit eruieren. Wenn sich jemand zum Beispiel total verausgabt hat, reicht es nicht aus, den Zustand mit Essen zu kompensieren. Als ersten Schritt sollte man eine Lebensbilanz ziehen. Sind Geben und Nehmen im Gleichgewicht? Unsere Gesellschaft ist nur darauf ausgerichtet, sich auszupowern und Leistung zu erbringen. Wir achten zu wenig auf unseren Kräftehaushalt und unsere reine Lebensfreude. Das Leben ist nicht nur zum Erbringen von Leistung gemacht. Frische Energie erhalten wir durch frische Lebensmittel. Grüne Salate eignen sich gut. Lange gekochte Suppen schenken auch Kraft. Außerdem alle Formen von Körnernahrung wie Gerste, Quinoa oder Hirse. Hirse bringt ein Grundgefühl von Genährtsein mit sich. Sie ist wunderbar. Sowohl als Basis für pikante als auch für süße Gerichte. Ganz häufig liegt bei Müdigkeit Wassermangel vor. Der Mensch braucht 9-10 große Gläser frisches Wasser pro Tag. Frisches Wasser bedeutet Wasser aus Glasflaschen. Plastik gibt Stoffe ins Wasser ab, die den Körper schädigen können. Leitungswasser sollte gut gefiltert sein. Eine reine Energetisierung reicht nicht aus, um die Schadstoffe zu entfernen.

WAS ESSEN BEI ERKÄLTUNG?
Nach der Fünf-Elemente-Lehre gehören auch Erkältungen und Grippekrankheiten zum Metallelement. Leichte und pikante Gerichte sind gut. Zwiebeln helfen auch, und zwar klein geschnitten, geröstet und als Brühe aufgekocht. Diese Brühe löst Reizzustände in den oberen Atemwegen rasch.

Dr. med. Ilse-Maria Fahrnow ist Allgemeinmedizinerin, Ärztin für Naturheilkunde, Homöopathie und TCM, außerdem Diplom-Psychologin. Sie ist Autorin mehrerer Bücher und hält regelmäßig Vorträge. Vor dem Hintergrund ihrer medizinisch-naturheilkundlichen Karriere entwickelte sie zusammen mit ihrem Mann den Ausbildungsweg ‚Spirituelle Medizin'.
Ester Platzer

Ester Platzer

Ester Platzer, 1979, lebt in Wien und ist Mitglied der Chefredaktion bei Ursache\Wirkung. Davor lebte und arbeitete sie viele Jahre in Ostafrika. Ester absolvierte ihr Magisterstudium in internationaler Entwicklung an der Universität Wien.
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