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Leben

Alles, was ich heute weiß, habe ich schon vor 50 Jahren gewusst. Ich lese alte Tagebücher und bin immer wieder erstaunt, wie viel ich auch damals schon gefragt und beantwortet habe.

Wie verzweifelt ich die Stille, die Klarheit, die Erlösung gesucht habe und wie sich die Worte, die Sätze und Seiten gleichen. Entweder war ich schon damals erleuchtet oder ich bin heute noch gleich blöd wie damals.

Der Weg zu dir selbst

Wie bekannt klingen die Sätze: „Ja, ich weiß, ich sollte, aber ich kann nicht. Ich weiß, ich muss lernen, aber wie? Ich weiß, ich sollte mich auch nicht tadeln, nicht noch mehr unter Druck setzen, aber ich schaffe es nicht, still zu sein. Meine ‚Gedanken‘ sind wie alte Mühlsteine im Kopf, sie knirschen und drehen sich im Kreis, ohne Unterlass, mühsam, sinnloses Gedrehe. Ich möchte Stille, Ruhe, Frieden, ich weiß, dass dort Klarheit ist ...“ Und dann meine Antwort, wo kommt die her? Jaja, du hast noch nicht die Feinheit der Intervalle, der Zwischenräu
me, der Stille zwischen den Atemzügen, des Innehaltens gelernt. Ich sage absichtlich gelernt, denn die Dinge, die etwas ändern sollen, muss man tun. Du weißt schon, im Leben musst du handeln, das Gesetz der Materie in irgendeine Form der Materie bringen. Es ist immer der Zwischenraum, der den Raum schafft, nicht der NichtRaum, nicht der Raum, nicht das Vorbei und das Nächste. Du bist in der Zwischenzeit, zwischen Vorbei und Werden, der Augenblick ist immer dazwischen, dein Sein ist immer im Augenblick ...


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 102: „Wie Meditation heilt"

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Mein Gott, das habe ich alles schon damals gewusst und nicht vollbringen können. Ich habe mich weitere 50 Jahre mit dem Leben und seinen Fragen und Leiden herumschlagen müssen und wohl auch unendlich viele glückliche Momente erlebt, war das alles vielleicht doch mein Weg der Meditation? Was sollte ich vollbringen, außer dem, was ich eben gelebt habe? Etwas Großes, etwas Wichtiges? Was ist groß, was ist wichtig? War nicht alles meines, mein Sein, eben auf dieser Erde als kleiner Mensch zu sein? „Des Schaffens Sinn ist Selbsthingabe, lebendig bleiben, nichts als leben, lebendig ... bis zum Schluss“ – diese pathetischen Worte Pasternaks haben mich begleitet und gequält, habe ich mich doch mit Lara, seiner Figur aus Doktor Schiwago, identifiziert.
Und wenn Faust zum Augenblicke sagt: „Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“, dann hat er genau verstanden, dass das Verweilen im gegenwärtigen Augenblick nicht Freiheit bringt, sondern dass wahre Meditation im gegenwärtigen Sein zu Hause ist. Wenn ich das so sehe, bin ich eigentlich eh ganz gut unterwegs auf dem steinigen Weg zu mir SELBST. Heureka! In diesem Sinne: Genießen Sie die Steine auf Ihrem Weg!
Ihre Renata Mörth

Renata Mörth, geboren 1945, ist Pharmazeuthin und Psychotherapeuthin und führt seit 1980 das Ayurverdahaus Nexendorf.
Bilder © Pixabay
Renata Mörth

Renata Mörth

Renata Mörth, geboren 1945, ist Pharmazeuthin und Psychotherapeuthin und führt seit 1980 das Ayurverdahaus Nexendorf. www.ayuverda-verein.at  
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