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Leben

Im alten Indien waren die Meditation und das Gebet inbegriffen, der Vaydia hatte Mantras zu singen, sowohl bei der Herstellung der Medizin als auch bei der Behandlung.

Es gibt eine Stelle im Sutrasthan des Ashtanga Hridaya, die da lautet: „Der Arzt muss effizient arbeiten, die Wissenschaft des Ayurveda ausreichend studiert haben, Praxis gesammelt haben und soll sowohl auf körperlicher wie auch auf geistiger Ebene rein sein. Die Droge (Kräutermedizin) soll vielseitig einsetzbar und passend sein und von guter Qualität. Von der Pflegeperson wird erwartet, dass sie hingebungsvoll, vertrauensvoll ist und ebenfalls einen reinen Geist und Körper besitzt. Der Patient muss vor allem über genügend Geld verfügen, dem Arzt gehorchen, ein gutes Gedächtnis haben, um sich alle Anweisungen zu merken, und einen starken Willen besitzen.“ Auch wird der Arzt dazu angehalten, sich von Patienten fernzuhalten, die einen bösen Charakter haben. Ich fürchte, da werden nicht mehr viele ‚würdige’ PatientInnen übrig bleiben. Natürlich stimmt oben Gesagtes auf den meisten Ebenen. Wie soll einem/r wirklich geholfen werden, wenn er/sie nicht alles genauestens befolgt und TUT?
Die Pulsdiagnose ist ein wundervolles Diagnosewerkzeug des Ayurveda. Doch was ist das wirklich? Um den Lebensstrom eines Menschen wahrnehmen zu können, muss der Arzt/die Ärztin ‚egolos’ sein. Er/sie sollte sich ohne jede Vorstellung über die PatientInnen, eigentlich blind, dieser Aufgabe hingeben. Die gute wissenschaftliche Kenntnis der Grundlagen ist Voraussetzung, dann sollte der Ayurveda-Arzt in einem meditativen Zustand seine Arbeit tun. Ohne das würde es ein simples Pulsfühlen bleiben. Naturgemäß ist auch in dieser Frage eine gewisse Selektion gegeben.

Im alten Indien waren die Meditation und das Gebet inbegriffen, der Vaydia hatte Mantras zu singen, sowohl bei der Herstellung der Medizin als auch bei der Behandlung. Durch ständige spirituelle Praxis wurde der Vaydia körperlich und geistig rein. Auch für die PatientInnen galt diese Regel und eine spirituelle Entwicklung war notwendig, um die Sinne zu klären, den Geist zu schärfen und die Willenskraft zu entwickeln. All dies galt als Voraussetzung für eine Gesundung, denn ohne eine Heilung des Geistes kann eine wirkliche Heilung des Körpers nicht gelingen. Nur ein stiller Geist ist kreativ, nur ein stiller Geist kann rein und sattvig werden. Daher ist Meditation in allen spirituellen Schulen, also auch im Ayurveda, eine wesentliche Behandlungsmethode. Der Geist ist das Einzige, das im Alter wachsen kann, sagt die Lehre. Welch tröstlicher, aufregender Ausblick!
Was ich sonst noch zu Meditation zu sagen habe? Tja, ich erinnere mich an meine ersten fünf Jahre. Kaum hatte ich mich ‚hingesetzt’, kamen immer die gleichen Sätze: Soll ich jetzt einen BH tragen oder nicht? Das Thema hat mich normalerweise nicht interessiert, außer, dass ich als Altachtundsechzigerin sowieso gegen diese patriarchalische Beschirrung war. Es war nervig, nervig, nervig. Ich habe es dann irgendwann aufgegeben, sowohl das Sitzen als auch die Weiterverfolgung dieser entscheidenden Frage. Ich habe danach viele Jahre Gruppen bekocht und Geschirr abgewaschen, auch eine Form der Meditation. Es ist nämlich ziemlich wurscht, was man/frau tut – sitzen, kochen, Klo putzen, Geschirr abwaschen, singen, beten, was immer –, es kommt auf die Hingabe, die Liebe an! Die Stille des Herzens ist überall, man/frau muss ‚nur’ hinhören lernen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihren eigenen Weg finden, möge er ein leichter und heiterer sein! 

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Renata Mörth

Renata Mörth

Renata Mörth, geboren 1945, ist Pharmazeuthin und Psychotherapeuthin und führt seit 1980 das Ayurverdahaus Nexendorf. www.ayuverda-verein.at  
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