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Leben

Die Musiktherapeutin Regula Curti und die indische Sängerin Sawani Shende-Sathaye im Interview über ihr spirituelles Musikprojekt BEYOND, das sie gemeinsam mit Tina Turner und Dechen Shak-Dagsay 2009 ins Leben gerufen haben.

Über den Versuch, verschiedene Religionen mit Musik zu verbinden, und warum sie alle Einnahmen gemeinnützigen Zwecken zur Verfügung stellen.

Was ist das Anliegen des BEYOND-Projektes?
Regula Curti: Das ganze Projekt hat mit Tina Turner, Dechen Shak-Dagsay und mir begonnen, mit unserer ersten CD BEYOND. Wir hatten alle drei schon seit längerer Zeit das Bedürfnis, Musik zu machen, die Religionen vereint und das Herz öffnet jenseits von vorgefassten Meinungen und Erwartungen. Wir haben den Wunsch, Menschen einen Weg nach innen aufzuzeigen und Liebe und Mitgefühl zu nähren.

Worum geht es auf Ihrer CD ‚LOVE WITHIN‘?
Regula Curti: Auf unserer neuen CD vereinen wir Gebete weiblicher Gottheiten aus verschiedenen Religionen. Mit Sawani Shende-Sathaye aus Indien haben wir eine Sängerin aufgenommen, die das reiche Erbe und die Kultur ihres Landes authentisch verkörpert. Nun sind wir vier Frauen aus vier verschiedenen Kontinenten mit unterschiedlicher Kultur, Hautfarbe und Religion. Dadurch strahlen wir etwas Universelles aus. ‚LOVE WITHIN‘ – ‚Die Liebe ist in uns‘ – thematisiert bedingungslose Liebe und innere Werte wie Geduld, Toleranz, Vergebung und Verständnis. Dies sind menschliche Qualitäten, die wir alle teilen, Männer und Frauen, Gläubige und Nichtgläubige.

Warum singen Sie eigentlich spirituelle und religiöse Lieder?
Regula Curti: Was uns alle verbindet, ist eine Lebensgeschichte, die auch leidvoll war. In schwierigen Momenten und Transformationen haben wir Gebete und Mantras gesungen. Das Singen von spirituellen Worten zur Reinigung des Geistes ist uns allen gemeinsam. So entstand unsere erste CD ‚BEYOND‘ aus dem Wunsch heraus, diese Erfahrung mit anderen Menschen zu teilen.
Nachdem diese CD sehr erfolgreich war, haben wir die nächste Herausforderung gewagt – ‚CHILDREN BEYOND‘ –, eine CD mit Gebeten für Kinder. Mit 30 Kindern aus sechs verschiedenen Religionen entwickelten wir eine neue Musik für Toleranz und Frieden. Die Musik soll die Kinder beruhigen, zentrieren, von Angst befreien und ihnen beim Einschlafen helfen. Es war wunderschön, eine Musik für Kinder zu machen, die ihre Seele nährt.

Frau Shende-Sathaye, was war Ihre Motivation, bei diesem Projekt mitzuarbeiten?
Sawani Shende-Sathaye: Das BEYOND-Projekt hat mich vom ersten Tag an begeistert. Es ist eine großartige Möglichkeit, mit so faszinierenden Frauen zusammenzuarbeiten, mit dem gemeinsamen Ziel, Liebe und Frieden zu verbreiten. Wir alle sind sehr dankbar, in unserem Leben so viel Unterstützung bekommen zu haben, und möchten mit unserer Musik etwas zurückgeben.

Die gesamten Einnahmen des BEYOND-Projektes werden ja gespendet. Wohin fließt das Geld genau?
Sawani Shende-Sathaye: Jede Sängerin hat ihre eigene Stiftung gegründet oder geplant. Dadurch können wir im direkten Kontakt mit den Empfängern sein und administrative Kosten sparen. Somit garantieren wir, dass das Geld den Menschen vor Ort zugutekommt. Dechen Shak-Dagsay unterstützt Frauenprojekte in Tibet und hilft, kleine Unternehmen aufzubauen, wie zum Beispiel Nähateliers. Tibeter werden im wirtschaftlichen Bereich von den Chinesen sehr stark verdrängt und es ist wichtig, ihnen wieder eine Möglichkeit zu geben, ihr Auskommen zu finden. Dechen Shak-Dagsay unterstützt aber auch viele Tibeter, die im Westen leben. Es geht ihr dabei darum, das spirituelle Gedankengut weiterzupflegen und zu erhalten. Ihre Stiftung heißt DEWA CHE FOUNDATION.
Tina Turner unterstützt ein Krankenhaus in Tennessee, das sie persönlich kennt. Das ganze Geld ihrer Stiftung fließt dorthin. Es ist ein Krankenhaus sowohl für Mütter mit kranken Kindern als auch für misshandelte Frauen.
Jede von uns unterstützt Projekte, die ihr besonders am Herzen liegen und die mit dem eigenen Schicksal verknüpft sind. Dadurch erhält das Geben eine innige Motivation.

Frau Curti, welche Projekte unterstützt eigentlich Ihre Stiftung?
Regula Curti: Mein Geld fließt in die BEYOND FOUNDATION. Diese Stiftung unterstützt Musik, um Kulturen und Religionen zu verbinden. Das BEYOND-Projekt wurde mit CULTURE BEYOND erweitert. Es ist ein Schul- und Integrationsprojekt in der Schweiz für Kinder mit Migrationshintergrund. Ein weiteres Anliegen der Stiftung ist es, Musik, die vom Aussterben bedroht ist, zu erhalten.

Frau Shende-Sathaye, was ist Ihr Herzensprojekt?
Sawani Shende-Sathaye: Ich habe meine Stiftung noch nicht gegründet. Die Tradition in Indien ist es jedoch, dass man im eigenen Dorf vor allem Waisenhäuser und Altersheime unterstützt. Ich denke, in diese Richtung wird auch der Schwerpunkt meiner zukünftigen Stiftung ausgerichtet sein. Zusätzlich möchte ich auch Kinder, die Aids haben, unterstützen. Das ist in Indien ein tabuisiertes Thema.

Nachdem Sie hundert Prozent der Einnahmen spenden, wie bestreiten Sie Ihren eigenen Lebensunterhalt?
Regula Curti: Ich kann hier nur für mich sprechen. Meine persönliche Einnahmequelle kommt aus einer anderen Tätigkeit. Ich habe ein Zentrum für Musiktherapie und Yoga, das ich leite und in dem ich unterrichte. Wir alle haben unsere eigenen beruflichen Einnahmequellen und haben das Glück, durch unsere Familien unterstützt zu werden.

Viele sind davon überzeugt, dass man viel verdienen muss, um auch spenden zu können. Was ist Ihre Meinung dazu?
Regula Curti: Ich denke, es kommt nicht darauf an, wie viel Geld man hat. Es kommt vielmehr auf die Haltung an, mit der man spendet. Auch kleine Beträge, die von Herzen kommen, oder eine einfache Geste können viel bewirken. Es geht um bedingungsloses Geben im Alltag, in den kleinen Dingen.

Es heißt ja immer, dass Spenden auch das Leben des Spenders verändert. Hat sich etwas bei Ihnen verändert?
Regula Curti: Je älter ich werde, desto mehr beschäftige ich mich mit dem Tod und was danach geschieht. Ich möchte, so viel ich kann, zu Lebzeiten geben. Ich gebe ja nicht nur Geld, sondern auch geistige Werte wie Liebe und Mitgefühl. Ich sehe es als eine Verpflichtung, meine Begabungen und Talente durch meine Arbeit zur Verfügung zu stellen.
Mein Körper wird vergehen, aber meine Werke und die Liebe, die ich gelebt habe, bleiben bestehen.
Durch das Geben in verschiedenen Formen lebt etwas von mir in anderen Menschen weiter und kann über mein Leben hinaus seine Wirkung entfalten. Durch Loslassen schaffen wir Raum für Neues.

Erhalten Sie eigentlich auch viel Anerkennung für Ihre Arbeit?
Regula Curti: Wir bekommen täglich Briefe und E-Mails von Menschen, die unsere Arbeit wertschätzen. Ich kann mich noch gut an einen besonderen Brief erinnern. Ein schwer kranker Bruder einer Dame wollte sich das Leben nehmen. Durch das Hören unserer Musik BEYOND hat er es sich anders überlegt und hat sich Hilfe geholt. Das sind wunderbare Zeugnisse dieser Musik.
Ich habe von der indischen und buddhistischen Tradition gelernt, ohne Erwartungen und ohne Dankeschön zu geben. Ich erinnere mich an eine Reise durch Laos. Ich habe beobachtet, wie Mönche am Straßenrand mit ihren Bettelschalen standen. Sie haben sich für die Gaben nicht bedankt. In dieser Kultur hat derjenige zu danken, der geben darf. Dies entspricht auch meiner Haltung.
U&W: Sie arbeiten ja mit einem religiösen Kontext, hat das für Sie eine größere Bedeutung?
Regula Curti: Ich habe durch die Zusammenarbeit mit Tina, Dechen und Sawani einen neuen Zugang zum Christentum gefunden. Viele fernöstliche Gedanken finden wir auch im ursprünglichen Christentum. Das Praktizieren von buddhistischer Praxis wie Meditation und Mantrasingen hat mich nach einer Begegnung mit Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, inspiriert, meinen eigenen Wurzeln als Christin nachzuspüren. Ich musste vielleicht einen Umweg machen, aber dafür wurde ich reich beschenkt.

Ist Musik geeignet, um verschiedene Religionen zusammenzubringen und zu verbinden?
Sawani Shende-Sathaye: Auf jeden Fall. Musik vereint ohne Worte. Menschlichkeit ist die größte Religion. Die gemeinsame Essenz, die uns alle verbindet, ist Liebe und Mitgefühl. Was wir in unserer Zusammenarbeit an gegenseitiger Wertschätzung jenseits aller Religionen erfahren haben, möchten wir mit unserer Musik an möglichst viele Menschen weitergeben.

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Ester Platzer

Ester Platzer

Ester Platzer, 1979, lebt in Wien und ist Mitglied der Chefredaktion bei Ursache\Wirkung. Davor lebte und arbeitete sie viele Jahre in Ostafrika. Ester absolvierte ihr Magisterstudium in internationaler Entwicklung an der Universität Wien.
Kommentare  
# Manuela Schaber 2018-10-31 16:31
Ein wundervolles Projekt und eine noch schönere CD!
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