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Es ist eine warme Nacht im Indischen Ozean. Ich liege auf der Terrasse des Bungalows. Unter mir das Korallenriff und über mir die Milchstraße. Mein Blick ist ins Weltall gerichtet. Viele fahren hierher, um Urlaub zu machen.

Urlaub das ist eine Unterbrechung des Jobs. Doch ich habe keinen Job mehr. Noch bin ich in Pension gegangen. Von daher ist es schwer zu sagen, was ich hier mache, was es rechtfertigt, an diesem paradiesischen Ort zu sein. Denn Rechtfertigung, dass ist es doch was die Gesellschaft heute ständig von uns verlangt. Wir müssen alles was wir tun erklären können, ihm einen Sinn geben und damit der Welt unser Weiterkommen bestätigen.


Stattdessen erwache ich hier vor Sonnenaufgang. Ich setze mich im Meditationssitz auf die Terrasse, am Holzsteg über mir nimmt eine Krähe Platz. Wir sitzen beide da, den Blick auf den Horizont gerichtet. Ich konzentriere mich auf den Atem, der in meinen Körper ein- und ausströmt, ohne dass er einen Grund dafür braucht. Er tut es einfach und ich beobachte wie er meinen Körper in Bewegung hält, obwohl ich still dasitze und warte bis die Sonne die ersten Strahlen über das Meer legt. Die Farbschattierungen des Himmels verändern sich Moment um Moment. Es gibt weder Erwartungen daran wie dieser Tag und sein Himmel werden sollen noch Angst, was alles schiefgehen könnte oder nicht ins Bild passt. Da ist nur Weite und Offenheit für jeden Augenblick.
mindfulWenn die Sonne aus dem langsamen in ein schnelles und wieder ein langsames Aufsteigen am Himmel übergegangen ist, bringe auch ich meinen Körper wieder in Bewegung. Schiebe meine Glieder durch eine Reihe spontaner Yogahaltungen. Es fühlt sich richtig an, keinem Plan zu folgen, sondern dem Körper Gelegenheit zu geben mit mir zu sprechen und selbst zu entscheiden, wohin die Hände und die Füße und der Kopf sich als nächstes bewegen. Und dann, wenn diese Bewegung wieder in eine Stille übergeht und ich den Blick an die spiegelglatte Oberfläche des Meers hefte, um die bunten Fische zu bewundern, dann weiß ich, dass ich auch Teil von ihnen bin. So steige ich in den Indischen Ozean und ziehe meine Runden im Riff, während die Urlauber im Urlaubsparadies noch ihren Schlaf nachholen, der ihnen entweder von der Nacht in der Bar oder vom Alltag ihres Lebens fehlt. Ich war genauso.

Während die Sonne auf- und wieder untergeht, und ich in die Tage und Nächte hineinlebe ohne Programm, entfaltet sich beständig ein Zustand des Seins. Und er kann sein, weil ich alle Verpflichtungen fürs erste hinter mir gelassen habe. Nichts worauf ich zurückkommen kann, wenn ich das Paradies verlasse. So liege ich in diesen lauwarmen Nächten mit dem Blick ins Weltall gerichtet, die Milchstraße bewundernd und die unzähligen Sternschnuppen zählend, bis ich keine Wünsche mehr habe, weil Klarheit eingezogen ist, wo sonst Verwirrung war. Und weil noch eine weitere Sternschnuppe nichts daran ändert, dass ich bin wer ich bin, mache ich mich auf ins Bett.




Der nächste Sonnenaufgang kommt bestimmt!

 

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Astrid Eder

Astrid Eder

Bauernhof Kind mit Studium der Wirtschaftswissenschaften, ehemalige Vielfliegerin für ein Luxuslabel, tauschte Prada gegen Prana unter Einfluss von Panik, mehrjährige Vipassana- und Zenpraxis, Yogalehrerin (500 YAA) mit Hang zu Teekonsum nach Gung Fu Cha, Achtsamkeitslehrerin  und MBSR Lehrer...
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