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Vielen ist bekannt, welches Beispiel der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, Marshall Rosenberg, gebracht hat, um unsere angeborene Fähigkeit zum Mitgefühl zu beleuchten.

Wir mögen doch einfach kleine Kinder dabei beobachten, wie sie, am Teich stehend, Enten füttern - völlig hingegeben, uneigennützig. Ich erinnere mich auch genau daran, wie meine Tochter, noch fast ein Baby, mich gefüttert hat. Ja, es geht im Eigentlichen um Füttern. Wir leiden, leiden mit, sehen dieses Leiden in einem Mitwesen und möchten dazu beitragen, dass es beseitigt wird. Nicht das Wesen, sondern sein Leiden.

Wie und wann wurde es uns abtrainiert, das Mitgefühl? Ich unterscheide jetzt nicht zwischen Empathie und Mitgefühl, da mag es Unterschiede geben, ich halte sie jedoch für marginal und aufgebauscht. Ohne Empathie kein Mitgefühl. Ich muß in der Lage sein, mich einzufühlen, und bin da gerade nicht getrennt vom Anderen, denn auch ich weiß, was Einsamkeit, Hunger und Durst, Angst ist. Viel wird von existentieller Einsamkeit gesprochen. Aus meiner Sicht, zuviel.
Einfühlung, die wir trainieren können, geteilte Erfahrungen mit Kunst oder in der Natur, in gut geleiteten Gruppen, machen deutlich, dass wir alle Teil sind des Größeren Ganzen und nicht nur leiden, sondern sehnsüchtig, voller Bedauern, ängstlich sind, aber auch vorfreudig, neidisch, eifersüchtig, ärgerlich, verzweifelt. Exstatisch, begeistert, hingerissen, bekümmert. Wir haben so eine Bandbreite von Empfindungen und Gefühlen und haben oft nicht gelernt, Begriffe für diese zu finden. Wir freuen uns im Allgemeinen, wenn wir auf Jemanden treffen, der das richtige Gefühl in uns spiegelt. Und umgekehrt, wenn wir etwas zum Wohlbefinden eines anderen beitragen können. Das kann auch ein Baby sein, das wir herumtragen und singen, oder ein Vater, mit dem wir eine Runde um den Block gehen, um uns seine Sorgen anzuhören.

Was ich sagen möchte, dass mich die Filme und Fotos von den leidenden geflüchteten Menschen erschrecken. Ich vermute, dass unser erster Impuls wäre - würden diese Menschen nebenan, in unseren Strassen gelandet sein - ihnen zu helfen. Mindestens ein paar von ihnen. Dass wir etwas organisieren würden, wenigstens Brot und Wasser, in großen Mengen. Milch und Obst für die Kinder. Dann würden wir Dixi-Klos bestellen, Schlafsäcke, Windeln. Jemand würde Suppen kochen. Eine Andere würde die Kinder um sich scharren und mit Strassenkreide etwas malen. Oder eine Gitarre holen. Abends würde man für sichere Feuerstellen sorgen und versuchen, Zelte herzuschaffen.

Mitgefühl

Ich glaube wirklich, dass sich das abspielen würde. Natürlich würde es Diskussionen darüber geben, auch hitzige, wo diese Menschen in Zukunft leben könnten. Also würde man Diskussionsrunden einrichten. Aber als Erstes würde man ihnen zu Essen, zu Trinken, warme Kleidung und ein Dach über'm Kopf anbieten.
Danach würde man weiter sehen.

Wie konnte es soweit kommen, dass Asylanträge in einer fremden Sprache, mit viel zu wenig Personal, kaum Kenntnisse in den Sprachen der Geflüchteten, gestellt werden müssen. Wie konnte es soweit kommen, dass die Angst, Terroristen würden sich einschleusen, größer ist als das Mitgefühl. Wie konnte es soweit kommen, dass medizinische Versorgung nicht mit menschlicher Wärme gekoppelt wird und getrennt von Essen, Trinken, Duschen gesehen wird?

Das Militär hat doch immer alles: Hervorragende Zelte, Kochgelegenheiten, Sanitäranlagen. Wann ist uns der Funken Menschlichkeit abhanden gekimmen, den Ankömmlingen die beste Hilfe zukommen zu lassen? Und damit meine ich durchaus auch die Deutschen. Warum schicken sie nicht das, was dringend gebraucht wird, auf die Inseln, in erstklassiger Qualität, und dann sorgen sie dafür, dass eine größere Zahl von Geflüchteten mit Flugzeugen aus Athen oder sonstwo nach Deutschland geflogen werden? Das kann ja nicht so schwer sein.

Leicht scheint es zu sein, Geld in militärische Logistik zu stecken, Waffen herzustellen, sich an Kriegen zu beteiligen und sich die Hände in Unschud zu waschen. Die eigenen Soldaten werden in Flugzeugen und LKW's transportiert, und man stellt für sie strapazierfähige Zelte auf, in denen ein menschenwürdiges Leben für eine absehbare Zeit möglich ist.

Wann ist es uns abhanden gekommen, dieses Empfinden, dass man Elende nicht noch mehr ins Elend stürzt, weil sie sich nicht wehren können, sondern ihnen zu Würde verhilft? Würde für Menschen heißt: Gutes Essen, Trinken, Kleidung, Hygiene, Schutz, Wärme und Respekt. Entzieht man ihnen auch nur eines von diesen Notwendigkeiten, entmenschlicht man sie, man macht sie zu Objekten. Sobld sie zu schmutzigen Objekten geworden sind, und das geht schnell, geht das Töten bzw. Verenden lassen, leicht.

Wieweit ist es mit uns gekommen?

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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