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Gerade hatte ich ein Gespräch mit meinem Zen-Lehrer. Ich sprach von meiner Schwierigkeit, sozusagen vom Tempel in die Küche, an den Schreibtisch zurückzugehen, mich ans Putzen und Aufräumen zu machen. Alles ist heilig.

Besonders Letzeres fällt mir zuweilen so schwer, dass ich es vernachlässige. Daraufhin erhielt ich die Antwort: Alles ist heilig. Tiefes Ausatmen. Wir froh bin ich, das zu hören! Es liegt mir einerseits so nah, und so fern war es, es auch zu leben! Von einem anderen Lehrer hörte ich, immer wieder, alles sei „ordinary“, also gewöhnlich, und nichts heilig. Ich ahne schon, was damit zum Ausdruck gebracht werden soll, aber mein Herz fühlte sich nicht angesprochen. Wenn es darum geht, den erhobenen Zustand, den Zustand (Mind) des Einsseins zu erleben, zu aktualisieren, zu halten, dann kann es aus meiner Sicht nur darum gehen, ihn mit nach „draussen“ zu nehmen, in die anderen Aktivitäten hinein, was, so verstehe ich die Praxis, ohnehin das letztliche Ziel ist. Wenn ich den „Tempel“ oder „Zendo“ oder die Kapelle in mir trage und damit überall aktivieren kann, wo ich bin, dann wird alles heilig, bzw. dann erkenne ich, dass nichts jemals nicht heilig war. Wenn wir den Weg der Ganzheit, der Integrität gehen wollen, dann stufe ich nicht das Heilige herab um Gewöhnlichen, sondern hebe das Gewöhnliche zum Heiligen hin. Oder brauchen wir Menschen beide Bewegungen? Die von oben nach unten und die von unten nach oben? Und beide treffen sich dann in der Mitte, dort, wo Himmel und Hölle sich berühren, in unserem eigenen Herzen? Gibt es denn überhaupt die Hölle und liegt diese in unserer Anschauung, Erwartung, Kleinmütigkeit? Hier helfen uns nur die Metaphern weiter, die Weisheitsgeschichten, die Poesie. Die Hölle gibt es, das weiss doch jedeR!
Doch wenn ich oder ein anderes menschliches oder anderes Wesen sich anbietet, aus Liebe und Mitgefühl, einen anderen zu füttern, zu trösten, zu inspirieren, dann verwandelt sich in dem Moment die Hölle in den Himmel. Für den, der füttert, den, der gefüttert wird, für alle Zeugen und vielleicht auch für Dich, die Du dieses jetzt liest. Erinnern, dass jede bizarre Handlung aus Unwissenheit geschieht. Alle Gewalt tragischer Ausdruck eines unbefriedigten Bedürfnisses ist (Marshall Rosenberg). Jedes Wesen die Buddha-Natur innehat, zumindest in seiner Kindheit sichtlich spürbar, sichtbar. Dazu üben wir. Trainieren unsere tausend Augen am gesamten Körper, unsere Knochen, das Mark und unser Herz. Bis es schliesslich Himmel und Hölle überall und immer zu fassen vermag.

Bis alles - wieder - heilig gesprochen ist.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
Kommentare  
# Johann Senfer 2019-02-05 09:23
Freue mich immer Dienstags auf einen neuen Blog von Monika Winkelmann. Wieder sehr interessant...
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