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Erkenntnisse eines Jahres sind die eine Sache - die Menschen, die einem dazu verholfen haben, eine andere. Ich bin dankbar für jeden einzelnen von ihnen.

Um mich vor allzu großer Indiskretion zu bewahren, habe ich beschlossen, die großen Kategorien zu bedienen. Also mich ausschließlich auf Männer und Frauen zu beschränken – dass ich Menschen in meinem Umfeld hätte, die zu den anderen 58 Geschlechtsidentitäten zählen, ist mir nicht bekannt. Sollte sich trotzdem jemand darunter wiederfinden, möge mich dieser Mensch im persönlichen Gespräch korrigieren.

Mein erster Impuls war, davon zu erzählen, dass mein Jahr mit einem Mann begonnen hat. Doch das stimmt nicht. Es begann mit einer Frau. Einer, der ich in der Silvesternacht so oft die Taschentücher gereicht habe, dass ich das Feuerwerk und den Jahreswechsel völlig übersehen habe. Und das spricht für diese Frau, die in ihrer Offenheit, Traurigkeit und gleichzeitigen Lebendigkeit eine wunderbare Begleiterin für diesen Abend war. Lange war ich ja der Überzeugung, dass die Silvestergesellschaft ein Indikator für das folgende Jahr wäre. Eine Zeitlang musste ich diese Meinung allerdings auf Eis legen. Heuer hat es wie die Faust aufs Federkissen gepasst.
Alle Frauen, die in diesem Jahr mein Leben bevölkert haben, haben mich mit diesen Eigenschaften beschenkt. Sie waren allesamt fähig, ein Gefühl der Nähe zu schaffen, das kaum ein Zweifel darüber aufkommen ließ, wie weit Freundschaft tragen und wie hoch sie fliegen kann. Sie hatten den Mut zu einer Verletzlichkeit, die man nur unter Frauen in aller Breite ausleben kann, ohne befürchten zu müssen, dass man mit einem weiteren Schlag in die Magengrube vom eigentlichen Leiden abgelenkt wird. Sie waren offen für alles: Hochzeiten, Affären, Abschiede, Lernprozesse, Herausforderungen, Rückzüge. Die Frauen meines Jahres haben sich auf den Weg gemacht, um Menschen zu werden, die würdevoll für ihre Weiblichkeit eintreten und sich ihrer immer bewusster geworden sind. Das hat nichts mit Emanzipation zu tun, sondern mit Selbstwert. Wie sagte heute ein Mann zu mir: „Frauen sind dann am attraktivsten, wenn sie mit sich selbst zufrieden sind.“ Die Frauen meines Jahres sind genau das. Und vor allem eines: mutig. Herrliche Weiber!

Menschen
Meine Mathematik-Professor pflegte immer (hoffentlich im Scherz) zu sagen: „Damen sind dämlich, Herren sind herrlich!“ Und wenn ich nun zur herr-lichen Bevölkerung meines Jahres komme, so muss ich gestehen: ich hatte viel Spaß. Das allerdings erst, nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass ich sie vermutlich nie verstehen werde. Oder besser gesagt: nachdem ich gelernt hatte, sie beim Wort zu nehmen und nichts mehr in das hineinzugeheimsen, was sie sagten. Ein Mann meldet sich nicht? Er kann einfach nicht. Ein Mann hilft nicht? Er kann einfach nicht. Ein Mann liebt nicht? Er kann einfach nicht. Mit dem „Warum“ habe ich gehadert, zugegeben. Doch irgendwann einmal geht einem das auf die Nerven. Das im Kreis gehen, das Grübeln, das Verzweifeln. Vor allem, wenn man begriffen hat, dass es ganz einfach ist. Weil man es sich einfach machen will. Also ich. Und was ich noch gemerkt habe: Je weniger man auf Männerfang ist, umso schwieriger ist es, sich Männern zu entziehen. Weil sie nämlich plötzlich in Rudeln auftreten und man sich fragt, was an der Botschaft fürs Universum wieder einmal widersprüchlich gewesen sein könnte. Ich hatte in diesem Jahr alles, ohne dass ich aktiv etwas dazu beigetragen hätte. Ich war verheiratet und in mehreren Beziehungen. In aller Deutlichkeit: Nichts von dem, was mir angedichtet wurde, fand in meiner Realität statt. Eine weitere Erkenntnis war deshalb, dass auch Männern Kopfkino nicht ganz fremd sein kann. Und dass ich offenbar eine ziemlich brauchbare Projektionsfläche bin. Was allerdings stattfand: Ich hatte Begegnungen mit Männern, die in wundervollen Momenten ganz wundervolle Männer waren. Wer oder was sie vorher oder danach waren, interessiert nicht.
Ich hoffe, Ihr Jahr war ähnlich ereignis- und erkenntnisreich, und Sie schauen zufrieden und heiter auf die vergangenen Monate zurück. Nicht vergessen: Das Vergangene lässt sich nicht ändern. Doch man hat die Möglichkeit, in der Gegenwart zu korrigieren, was den Weg in eine glückliche Zukunft ebnen kann. Jeder Zeitpunkt ist der richtige dafür – nur Mut! Ich begebe mich bald wieder auf meinen Lieblingskontinent und freue mich darauf. Und auf Sie, wenn Sie in der zweiten Januarwoche wieder mein Leben mitlesen. Von Herzen viel Glück!

 

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Monika S. 2019-01-07 09:41
Liebe Frau Dabringer,
Wann hören wir denn wieder von Ihnen? Ich hoffe Sie hatten entspannte Feiertage und ein frohes Neues JAhr!
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# magclaudiadabringer 2019-01-14 14:45
liebe monika s., danke fuer ihre wuensche, die ich gerne zurueck gebe. wie sie bestimmt belesen haben, konnte ich mich entspannen - was das jahr bringt, wird sich weisen!
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