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Immer wenn ich einen Hund sehe, muss ich an Zen denken. Warum nur?

Ich bewundere eine Zen-Meisterin, sie heißt Eve Marko, die mit ihrem Mann und ihrem Hund Stanley in der Nähe von New York lebt. Diese drei sind die Protagonisten ihrer kurzen, knackigen Texte, manchmal sind auch sie und Stanley alleine, im Dialog, oder andere Wesen, die man auf Spaziergängen trifft oder die zu Besuch kommen, bereichern die Szene. Eves Mann ist auch Zen-Meister und heißt Bernie Glassman. Von den dreien ist Stanley der Ober-Zenmeister. Stets erinnert er ans Einfache, an ‚Ordinary mind‘. Er ist ein starker Verfechter eines einfachen, rhythmisch strukturierten Lebensstils, mit vielen Wiederholungen und der Beschränkung aufs Wesentliche.
Stanley verkörpert das Grundwissen (engl. tenets), dass die Menschen- und Hundewesen essen, trinken, pinkeln und scheißen müssen. Schlafen müssen sie auch, bellen und herumrennen, springen und Stöckchen fangen. Das Wort ‚Scheiße‘ würde ihm, glaube ich, gefallen.

Komplizierte Situationen vereinfacht er durch wirksame Interventionen, wie zum Beispiel ‚Nerven durch kurzes Bellen‘ und dergleichen. Bernie und Eve haben eine Menge von ihm gelernt.
Ich kenne einen anderen Zen-Meister, der von sich sagt, er sei ein Hund. In der Art und Weise, wie er gerne esse. Da gibt es keine überflüssigen Gesten, strammen Schrittes bewegt man sich hin zu den guten Gerüchen. Da gibt es auch kein langes Verweilen über dem Fressnapf. Nein. In der Tradition dieses Lehrers, sein Name ist Genjo Marinello, isst man rasch und unverblümt, singt dabei fromme Lieder und achtet gleichzeitig darauf, dass die Wesen neben einem und einem gegenübersitzend auch etwas in ihre Näpfe bekommen. Man verbeugt sich lieber einmal zu viel als zu wenig, aber vor allem: Man beeilt sich. Essen dient dem Essen, und es soll gerade genug sein, um voller Kraft die nächsten Spiele wie Samu und stundenlanges Bellen frohgemut bewältigen zu können.
Das mit dem Singen beim Essen und dem Verbeugen müssen die Hundewesen noch üben.
Stanley jedenfalls scheint mir die Inkarnation von Meister Joshus Hund zu sein, der ihn zu weltberühmten Fragen, die man später Koans nannte, veranlasst hat.

 

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
Kommentare  
# Zoe 2018-06-19 08:45
Danke für diesen wunderbaren Text... so wahr
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# Jeannette Spiering 2018-06-20 20:11
Weil Hunde immer im Jetzt leben...
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# monikakrampl 2018-06-26 09:59
Kann ich gut verstehen, geht mir genauso ...

Im Juli 2017 habe ich geschrieben:

"Mein Herz wird ganz weit und meine Mundwinkel gehen nach oben, wenn mein Hund sich freut, wenn ich bei der Tür reinkomme; wenn er mich so intensiv anschaut, dass ich mir überlege, was er wohl grade denkt; wenn er schläft und sein ganzer Körper ruckelt und zuckelt; wenn er schläft und schnarcht; wenn ich die Leine in die Hand nehme und er vor Freude herumspringt wie ein Ziegenbock; wenn ich traurig bin und er seinen Kopf auf meine Knie legt; wenn er beim Spazierengehen dauernd Neues entdeckt und ich stehen bleiben muss, um im Hier und Jetzt zu landen …."

LG Monika Krampl
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