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Es ist erschütternd zu sehen, wie armselig Europa auf die vor Krieg und größter Armut fliehenden Familien, jungen Männer, minderjährigen Kinder reagiert: Mit Selbstsucht und Panikmache.

Europa: Gab es hier jemals tief verwurzelte Werte wie Gastfreundschaft, gelebte Nächstenliebe, großzügiges Zusammenrücken?
Ich jedenfalls lernte wahre Gastfreundschaft, die mich überwältigte, in den Mittelmeerländern kennen, die noch in engem Kontakt mit den Traditionen des Orients standen: in Portugal, Spanien, Italien, Griechenland. Ich hörte durch Freunde von schier unvorstellbarer Gastfreundschaft in der Türkei, in Syrien, im Irak, im Iran, in Marokko.
Ein paar Beispiele mögen dies illustrieren: Die Gastgeber stellten dem Gast oder den Gästen ihr bestes Zimmer, ihr bequemstes Bett oder ihr bequemstes Lager zur Verfügung. Man bewirtete den Gast mit den edelsten Speisen, die man nur irgendwie beschaffen und auftischen konnte. Man lud seine Freunde ein zu diesem besonderen Ereignis, stellte die gesamte Familie vor, wenn möglich, und es geschah wohl nicht selten, dass Gäste von Zelt zu Zelt, Wohnung zu Wohnung, Haus zu Haus eingeladen wurden und auf diese Weise äußerst günstige Urlaube verbringen konnten!
Selbstverständlich erkundigte man sich bei den Gästen nach ihren Bedürfnissen, Verhältnissen und versuchte, passende Ratschläge zu erteilen, sich nützlich zu erweisen oder ausgesuchte Geschenke zu machen.
Jeder Fortschritt im ‚Erlernen‘ der fremden Sprache wurde mit großer Freude registriert und honoriert. „Guten Tag“, „Bitte“ und „Danke“ und „Wie geht es Ihnen?“ gehörten selbstverständlich dazu.
Wie geht es uns eigentlich jetzt? Mit dem Wissen um die auf verschiedene Weise hochbelasteten, verschuldeten Länder wie Griechenland, Spanien? Durch die geflüchteten Menschen und die vielen im Mittelmeer ertrunkenen oder auf der Flucht schon umgekommenen Menschen sind sehr viele Italiener, Griechen und andere schon so lange hautnah berührt: Können, wollen wir das an uns heranlassen, was das für sie und ihre Kinder schon bedeutet hat und bedeuten wird? Es ist leider kein Schauermärchen, sich vorzustellen, wie viele Leichen im Wasser und an italienischen Stränden gefunden wurden. Auch Babys, auch Babys. Und wie Fischer sich fürchten, was sie wohl in ihren Netzen haben werden. Dies weiß ich von Augenzeugen. Die weinten, als sie sprachen.
Sagt mal, sind wir noch zu retten?
Hat sich mal jemand gefragt, mit welchem Recht wir einen oder mehrere Urlaube im Jahr verbringen, exquisite Medizin bekommen für unsere Wehwehchen, und unsere Brüder und Schwestern, die wir bei unseren Urlauben am Mittelmeer besuchten, in Zelten und unter hohen Olivenbäumen Wein oder Minztee schlürfend, wissen nicht mehr ein und aus und frieren gerade in kalten, herzkalten Ländern???
Warum sind Teilen und Abgeben keine Tugenden? Keine Tugenden mehr, falls sie es mal waren?
Warum rückt man nicht zusammen und bietet günstigen Wohnraum, ein Herz und ein paar Aufmunterungen an? Warum fassen wir nicht die Gelegenheit beim Schopf und erweisen uns als gute Gastgeber?
Warum ist das und manches andere keine Selbstverständlichkeit, zumal wir teilweise schuldig sind an den Kriegshandlungen, die mit den Waffen von ‚Heckler & Koch‘ töten, Angst einjagen, und nochmals töten.
Was denken wir eigentlich, was werden unsere Kinder und Kindeskinder von uns denken, die wir doch oft Gnadenlosigkeit akzeptieren und zu sich weiter schließenden Grenzen kein lautes NEIN brüllen?
Nur wenn wir sie retten, sind wir noch zu retten.

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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