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In dieser Woche habe ich eine Freundin besucht, die vor fast einem Jahr ein schwere gesundheitliche Krise erlebt hat. An der sie immer noch laboriert, was verständlich, aber ebenso befremdlich ist.


Seit einigen Jahren merke ich, wie ich mich daran abarbeite, dass sich auch Eltern verändern können. Skandalös, aber offensichtlich. Sieht man sich selbst durch die soziologische Brille des Nachwuchses, haben Eltern doch bitteschön immer so zu bleiben, wie man sie von klein auf erlebt hat. Wenn sich schon sonst alles ändert, dann mögen wenigstens die eigenen Erzeuger auvon ausgenommen bleiben. Klappt nicht, habe ich festgestellt – und nachgegeben. Fällt mir immer noch schwer, aber wenn ich schon ständig das Motto „Veränderung ist stets eine Veränderung zum Besseren“ kolportiere, sollte ich es auch selbst leben. Zugegebenermaßen ist mein Verhalten noch ein „work in progress“, aber ich bin zuversichtlich.
Bei jungen Menschen wie meinen Kindern beobachte ich Veränderungen mit Freude und Fürsorge. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass sie den für sie passenden Weg finden. Das kann schon einmal in die Irre führen, doch selbst das ist eine Erfahrung. Aus der es zu lernen gilt. Sie zu begleiten, öffnet auch mir immer wieder neue Horizonte, von denen ich glaubte, sie schon alle gesehen zu haben. Daher kommt der Auftrieb, ab und an neu Segel zu setzen und zu schauen, wohin etwas führt.
Auch meine Freundin ist auf dem Weg aus ihrer Krankheit, die sich von der körperlichen auf die psychische Ebene verlagert hat. Weil sie immer noch nicht damit zurecht kommt, was ihr passiert ist. Weil sie einfach nur wieder „funktionieren“ will. Weil sie die Angst loswerden möchte. Ich verstehe das von ganzem Herzen und habe in den vergangenen Monaten auch stets versucht, in diesem Prozess zu begleiten und zu unterstützen. Was sie inzwischen macht, ist ein ganzheitliches Programm mit körperlichen, mentalen und seelischen Punkten, die ihr hoffentlich gut tun.

VeränderungHoffentlich deshalb, weil ich in ein Gesicht schaue, das mal so strahlen konnte wie die Sonne. Verzeihen Sie die Plattitüde, aber hier passt sie. Und das jetzt um Fassung bemüht ist, aus der man tunlichst nicht geraten sollte. Hoffentlich auch deshalb, weil ich trotz Tabletten die Angst in ihr noch spüre, etwas falsch machen zu können und dann wieder mit den Konsequenzen bestraft zu werden. Dabei hat sie sooo viel richtig gemacht. Vielleicht zu viel. Weil sie immer auf Leistung getrimmt war – beruflich wie privat. Und dass sie jetzt eben nur beschränkt „liefern“ kann, setzt ihr schwer zu. Trotz Meditation und Medikation. Solche Prägungen loslassen zu müssen, kann einem das Strahlefraugemüt durchaus trüben, ja sogar abgewöhnen. Trotzdem war ich traurig und spielte den Clown – mit geringem Erfolg. Ein bisschen hat mich ihre Traurigkeit angesteckt an diesem Tag.
Genauso wie die Eltern meines frühen Erwachsenseins möchte ich meine Freundin zurück, egoistisch wie ich manchmal bin. Und doch merke ich, dass ich mich dem Leben nicht widersetzen kann. Es schafft Tatsachen, mit denen es umzugehen gilt. Schon Hermann Hesse hat von den verschiedenen Lebensstufen gesprochen, und wenn ich selbst „Stuf' um Stufe“ erklimme, dann habe ich das anderen ebenfalls zuzugestehen. Auch wenn ich mir für sie einen angenehmeren Aufstieg wünschen würde. Also einen, den ich als angenehmer empfinde. Für sie, nicht für mich. Ach, Erwartungshaltungen sind furchtbar – auch wenn sie als Wünsche getarnt sind. Und in diesem Bewusstsein freue ich mich auf das nächste, entschleunigte Treffen mit meinen Eltern und die ruhigen Stunden mit meiner Freundin. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Martin 2019-02-08 20:16
„Veränderung ist stets eine Veränderung zum Besseren“ - Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Veränderung kann positiv aber auch negativ sein!
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# magclaudiadabringer 2019-02-08 21:08
lieber martin! oft offenbart sich das positive spaeter als erhofft. ich habe selber nicht selten einen langen atem gebraucht, bis sich das positive offenbart hat. geduld ist stets von vorteil. danke fuer ihre rueckmeldung und ein angenehmes wochenende!
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