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Ja, ich weiß, dass man beim Essen nicht lesen sollte. Weil das der Achtsamkeit für die Gaben der Natur schmälert und auch den Genuss. Doch ich sehe momentan keinen anderen Weg, um mich von einem Zeitungsberg zu befreien, der meine Körpergröße überragt.


Trotzdem versuche ich, das Multitasking abzuschaffen. Mir ist klar geworden, dass man beim gleichzeitigen Tun nichts davon wirklich ganz und wahrhaftig tut. Dass das oft schwer ist, weiß jeder, der es schon einmal versucht hat. Sitzen Sie mal einfach und trinken eine Tasse Tee. Ich bin mir ja nie sicher, ob das nicht auch schon zwei Sachen sind – sitzen UND trinken. Nur sitzen und im besten Fall die auftauchenden Gedanken verabschieden? Sind im Grund auch schon zwei Tätigkeiten. Und wie ist es beim Schlafen? Ich denke, ich schlafe. Und das ausschließlich. Also wenn alles gut geht, die Katze nicht mitten in der Nacht unter mein Bett reihert oder mir kein Martinigansl im Magen liegt. Doch stimmt das wirklich? Denn während ich meine Augen schließe, hoffentlich nicht schnarche und mich regeneriere, tut sich ja parallel dazu in meinem Körper ganz viel. Klar, mein Herz schlägt. Doch auch die Augen rollen und meine Muskeln können zucken. Vielleicht lebe ich auch meinen temporär vorhandenen Bruxismus aus, besser bekannt als Zähneknirschen. Manchmal erwische ich mich sogar beim Sleep Texting. Kennen Sie das schon? Dabei schreibt man im Schlaf Nachrichten an Menschen, für die man untertags keine Zeit hatte. Nein, Scherz. Aber das Sleep Texting gibt es wirklich – als Fachbegriff und auch in meinem Schlaf. Wann also haben wir tatsächlich die Chance, uns nur auf eine einzige Sache zu konzentrieren?
Im Kino vielleicht. Dann, wenn sich zwei Menschen nach Jahrzehnten wieder treffen und alles gut wird. Wenn James Bond irgendetwas in die Luft jagt und einem gar nichts mehr dazu einfällt, weil es völlig sinnlos ist. Ja, James Bond findet immer einen Grund, aber ich bin ja nicht James Bond. Auch weil ich nicht blond bin. Und keine Königin habe, der ich zu dienen habe. Außer einer, aber das ist ein anderes Thema. Auf Popcorn muss man dann allerdings auch verzichten, denn damit wären wir schon wieder beim Multitasking, ganz abgesehen vom Fummeln, das manche Menschen ja zusätzlich noch praktizieren. Ganz großes Kino!
In diesem Kontext könnte Küssen singletaskingfähig sein. Wenn man es mit einem Könner zu tun hat. Meine Kusine testet sich gerade durch die Männerwelt und berichtet, dass es bei den meisten noch Luft nach oben gibt. VIEL Luft nach oben. Das bestätigt meine Vermutung, auch wenn das nur einem Bruchteil meiner Erfahrung entspricht. Der hatte es aber in sich, und ja, da musste man sich auch konzentrieren, um zu begreifen, was einem gerade passiert. Eine angenehme Kussmeditation ist mir trotzdem lieber. Doch wenn ich drüber nachdenke, bleibt es über kurz oder lang ja dabei auch nicht. Denn irgendwann schalten sich andere Körperteile ein, Hände und so. Und schon sind wir wieder im Multitasking.

Unmöglich
Bleibt die Katze – wieder einmal. Sie zu streicheln, lässt keine andere Tätigkeit zu, außer man hält einen „Mach weiter oder ich lege mich auf Dein Gesicht“-Blick locker aus. Ich tue das nicht, denn meine Prinzessin kann sowas von vernichtend schauen, dass ich mich fremd im eigenen Haus fühle. Und weil ich sie in solchen Momenten günstig stimmen möchte, beginne ich ein Gespräch mit ihr. Also, was ich ein Gespräch nenne. Was aber in Wirklichkeit eher ein Monolog ist in einer Sprache, von der ich nicht wusste, dass ich sie spreche. Und die ich meinen Eltern immer ankreide, wenn sie Kontakt zu ihrem Kater suchen. Einen kleinen Unterschied gibt es allerdings schon: Ich unterlasse die Verniedlichungen, auch wenn meine Katze natürlich der Inbegriff von Drolligkeit ist. Aber man muss ja nichts übertreiben. Außerdem: Sprechen und Kraulen ist auch schon wieder Multitasking.
Zusammenfassend muss ich mir wohl eingestehen: Ich bin wieder einmal zu streng zu mir selbst. Nur EINE Sache zu machen, wird wahrscheinlich keiner von uns hinbekommen, warum also ausgerechnet ich? Was ich allerdings machen kann, ist, nur einen Handgriff nach dem anderen zu machen. Mit den Gedanken ganz dabei sein. Den Duft einer frisch halbierten Sellerieknolle zu riechen. Den Wind auf der Haut zu spüren. Ein aufsteigendes Flugzeug zu hören. Veilcheneis auf der Zunge schmecken. Solche Dinge. Wenn sich parallel etwas ereignet, gut. Ich schaue dann später hin.

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Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Eva Rein 2018-11-26 08:09
so true :D
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# magclaudiadabringer 2018-12-14 14:21
danke fuer ihre zustimmung, liebe eva!
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