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Ich freue mich immer über Rückmeldungen zu meinen FREITAG-Beiträgen. Denn zum einen zeigen sie mir, dass ich nicht in den luftleeren Raum hinaus schreibe, und zum anderen finde ich es interessant, was meine Worte bei Menschen auslösen (können).

Plus: Sie inspirieren mich zum Nachdenken. Zum Beispiel über den Unterschied zwischen Erklärung und Rechtfertigung.

Vor zwei Wochen habe ich über ein kleines Filmchen reflektiert, das sich damit beschäftigt hat, warum ältere Männer nicht mit älteren Frauen „könnten“. Also Kaffeetrinken oder ins Konzert gehen schon, aber halt nicht das Gefühlige in der unteren Körperhälfte. In meiner Welt hatte ich das Gefühl – wie meist -, dass ich etwas erklärt hätte. Nämlich das, wie es sich als „ältere“ Frau anfühlt, wenn man mit solchen Sagern konfrontiert wird. Wie ebenfalls ausgeführt, kenne ich solche Chauvi-Sprüche aus persönlicher Erfahrung nicht – eher das Gegenteil. Von Betroffenheit kann also keine Rede sein. Soviel nur einmal vorausgeschickt.
Wenn ich etwas in meinem bisherigen Leben (leider ein bisschen zu langsam) gelernt habe, ist es das, dass Männer und Frauen durchaus verschieden sind. Das mit dem Körperlichen habe ich schon relativ früh begriffen, alles andere hat etwas gedauert. Doch inzwischen bin ich ganz sicher, dass die Denkweise mitunter ziemlich divergieren kann. Und das sage ich ohne Wertung, denn gerade diese Andersartigkeit in der Weltsicht macht für mich das Gespräch mit Männern ja auch spannend. Und vielleicht auch vice versa, denn immer wieder zeigt sich, dass meine wöchentlichen Zeilen dann doch auch von Männern gelesen werden. Über ihre Rückmeldungen freue ich mich deshalb stets sehr. Anregend fand ich deshalb, dass ein Mann meine kleine „Filmbesprechung“ als Altersrechtfertigung empfunden hat.
Vor dem Hintergrund also, dass ich begriffen habe, dass Männer und Frauen anders ticken, habe ich eine kleine Umfrage unter Männern in meinem persönlichen Umfeld gemacht. Das Thema: Wo liegt der Unterschied zwischen Erklärung und Rechtfertigung? Hätte ja sein können, dass meine unterschiedliche Auffassung eine vom Planeten Venus ist. Man weiß es ja nie mit vollständiger Gewissheit. Und die wollte ich mir eben zum höchstmöglichen Grad vom anderen Geschlecht holen.

Erklärung
Ein 80jähriger sagte, dass Erklärung etwas mit dem Verständlichmachen einer Situation oder eines Zustandes zu tun hätte. Ein über 50jähriger und ein 40jähriger stimmten mit ihm überein. Die drei kennen sich übrigens nicht. Einig waren sich die Männer auch darin, dass eine Rechtfertigung eine Reaktion wäre – entweder für das eigene Handeln (im Guten wie im Bösen) oder auch auf einen Impuls von außen. Der 40jährige meinte, es gehe einer Rechtfertigung immer ein persönlicher Angriff voraus.
Wenn ich mir nun meinen Text „Mann kann – oder nicht“ in Erinnerung rufe, dann finde ich darin keinen persönlichen Angriff. Wie gesagt, das Filmchen wurde mir ja nur „secondhand“ geschickt. Also in diesem Sinne ganz bestimmt keine Rechtfertigung. Wenn ich mir dann aber das ganze Wort anschaue – zur Erinnerung: es war Altersrechtfertigung -, finde ich erst recht keinen Grund dafür. Denn Alter benötigt keine Rechtfertigung. Man ist einfach so alt, wie es im Pass steht. No discussion needed. Und im Grunde müsste ich in meiner Welt die Vorzüge des Alters ja gar nicht erklären, denn es ist unbestritten, wo sie liegen. Trotzdem zeigte mir das Filmchen, dass vielleicht ein wenig Auffrischung in unserem jugendverliebten Zeitalter hilfreich sein könnte.
Und nu? Muss ich mir eingestehen, dass ich am Ende meiner heutigen Zeilen tatsächlich in eine Rechtfertigungssituation geraten bin. So rein objektiv betrachtet. Schmeckt mir gar nicht, ist aber auch nicht das erste Mal. Denn ich kenne das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen, wenn man „nur“ etwas erklären wollte. „Musst Dich ja nicht rechtfertigen!“ - kennen Sie diesen Satz aus dem Mund Ihres Gegenübers auch, wenn Sie eigentlich nur etwas sachlich begründen wollten? Meist macht mich das richtig angriffslustig, weil ich für meine Erklärung kämpfen und nicht falsch interpretiert werden möchte. Und schon sind wir mitten drin – in der Rechtfertigung unserer Erklärung. Verkehrte Welt.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Karl W 2018-08-10 11:43
In meiner Familie kommt es oft vor, das Erklärung und Rechtfertigung missverstanden werden. Vorallem bei Konflikten. Rechtfertigen bedeutet, das man das Gefühl hat attakiert zu werden.
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# magclaudiadabringer 2018-08-10 14:58
lieber karl w, vielen dank fuer ihre unterstreichung der these aus meinem maennlichen umfeld!
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# Rainer Brunhofer 2018-08-17 11:07
Den ersten Text (Mann kann -o der nicht) habe ich verstanden und amüsant gefunden. Diesem Text hier kann ich nur folgen, wenn ich mich sehr konzentriere. Und konzentrieren mag ich mich heute nicht. :)
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# magclaudiadabringer 2018-09-14 14:34
lieber rainer, vielleicht ein anderes mal?
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