nayphimsex

Blog

Was mich antreibt, ist tatsächlich ein Zitat von Robert Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinder: „Versucht, diese Welt ein wenig besser zu verlassen, als ihr sie vorgefunden habt.“

Dies klingt zwar etwas abgedroschen, aber wenn man bedenkt, wie die Realität ausschaut, ist es in Wahrheit schon ein Fortschritt, die Welt nicht schlechter zurückzulassen, als man sie vorfindet. Ob mir dies gelingen wird? Ich versuche, mit gutem Beispiel voranzugehen, und beschäftige mich mit dem, was im weitesten Sinn unter Nachhaltigkeit verstanden wird. Ich versuche, Menschen zu inspirieren, neue Dinge auszuprobieren, und mich nicht mit dem Status quo abzufinden. Sowohl das Magazin ‚Biorama‘ (Anmerkung der Redaktion: Österreichisches Magazin für nachhaltigen Lebensstil), hierfür arbeite ich als Herausgeber, als auch meine zwei bereits publizierten Bücher haben einen gemeinsamen Ansatz. Ich möchte nicht zeigen, was alles schlecht ist, sondern Ideen, Initiativen, Personen sowie auch Unternehmen vorstellen, die Dinge besser machen. Es geht darum, unterschiedliche Ansätze aufzuzeigen und zu inspirieren. Mir ist wichtig zu betonen, dass nicht die gesamte Verantwortung auf das Individuum abgewälzt werden kann, es ist auch die Politik gefordert. In meinem eben erschienenen Buch denke ich die Ideen der Initiative www.eingutertag.org weiter. Diese Initiative ist von Schweizer und Vorarlberger Wirkungsforschern und Designern entwickelt worden. Ihre Idee hat mich sehr überzeugt. Es geht darum, dass jeder Mensch am Tag 6,8 Kilogramm CO2 ‚verbrauchen‘ darf, damit es sich global gesehen unter dem Strich für alle ausgeht.
100 Punkte pro Tag stehen für diese 6,8 Kilogramm CO2. Wie schafft man es, sie nicht zu überschreiten? Dies ist je nach Lebensstil unterschiedlich. Die großen Punktetreiber sind Mobilität, Energie, Ernährung und alles, was sich unter dem Begriff Wegwerfgesellschaft zusammenfassen lässt. Allein eine Gasheizung braucht, abhängig von der Größe und der Temperatur, auf die geheizt wird, etwa 40 Punkte am Tag. Das ist der Grund, warum der Durchschnitt in unseren Breiten bei 450 Punkten am Tag liegt. Die ganz große Mehrheit der Weltbevölkerung kommt mit deutlich unter 100 Punkten aus und nur deshalb kollabiert das Gesamtgefüge noch nicht. Ein Beispiel: Wenn ich ein neues Smartphone ein Jahr nutze, dann braucht es allein auf dieses Jahr umgelegt für die Energie und die Ressourcen, die bei der Produktion entstanden sind, 10 Punkte am Tag. Wenn ich das Smartphone allerdings drei Jahre verwende, dann braucht es am Tag nur drei Punkte. Je länger ich es nutze, umso besser für den Planeten. 

Thomas Weber

Der Lebensstil in unseren Breiten ist eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Unser Wirtschaftswunder beruht auf der Ausbeutung anderer Menschen. Dass heute jeder bei uns ein Smartphone besitzt und in allen Gesellschaftsschichten Shrimps gegessen werden, ist nur möglich, weil beides unter absolut unmenschlichen Bedingungen produziert wird. Vieles, was uns Freiheit und Individualität ermöglicht, verursacht auf der ökologischen und in anderen Breiten auch auf der sozialen Seite einen Kollateralschaden. Mir geht es um einen überlegten, bewussten Umgang mit Ressourcen, der auch erkennt, dass es wunderschöne Dinge im Alltag gibt, die keine Ressourcen verbrauchen, wie etwa Rad fahren oder spazieren gehen. Ich muss nicht immer konsumieren, ich kann auch einfach nur leben. Ich selbst versuche, möglichst nachhaltig zu leben. Ich komme im Schnitt zwar auf über 100 Punkte, will mich aber Schritt für Schritt verbessern, etwa durch weniger Fernreisen oder selteneren Fleischkonsum. Auch baue ich in meinem kleinen Garten viel Gemüse an. Derzeit mache ich mir Gedanken über meine Gasheizung, das ist mein wunder Punkt. Gern würde ich eine andere Lösung finden, doch eine überzeugende habe ich leider noch nicht. Zwar will ich mich vorbildlich verhalten, aber ich maße mir nicht an, die Wahrheit gepachtet zu haben.

Thomas Weber, geboren 1977, ist Journalist und Herausgeber von 'The Gap' und 'Biorama' sowie Autor.
 
Foto © Laura Karasinski
Kommentare  
# Klaus Karnheim 2018-07-19 09:20
Toller Typ, habe vor 2 Jahren das erste Mal von ihm gehört und seitdem immer wieder begeistert.
Antworten | Antworten mit Zitat | Zitieren
Kommentar schreiben

Gemeinsam machen wir den Unterschied Unterstutze uns jetzt 1