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Um diese Zeit des Jahres haben Horoskope ja Hochsaison. Jede/r will wissen, was sie/ihn im nächsten Jahr erwartet. Ob es sich bei Astrologie um gesicherte Wahrheiten handelt, ist umstritten. Und selbst meine Erfahrungen haben bei allem Positivismus gezeigt, dass trotz optimaler Sternenkonstellation nicht unbedingt eintrifft, was prognostiziert wurde. Kein Wunder, dass viele Menschen das als Hokuspokus abtun, Fremdwörterkundige als Esoterik.

 

Meine Oma hatte immer die Horoskope aus der Tageszeitung ausgeschnitten, für alle Familienmitglieder. Ich habe sie dann gesammelt überreicht bekommen, wenn ich sie wieder einmal besucht habe. Ganz abgesehen davon, dass ich oft gar nicht mehr wusste, was sich an den einzelnen Tagen in meinem Leben ereignet hatte, fand ich es damals ziemlich nervig. Denn interessiert hat es weder meine pragmatisch orientierten Eltern noch meinen finanziell ausgerichteten Großvater. Irgendwann habe ich begriffen, dass es für meine Großmutter eine Stütze war, die Sternen-Nachrichten zu lesen. Stand beim Stier etwas Positives, machte sie sich weniger Sorgen um mich. Und deshalb ließ ich sie, denn wenn sie sich Sorgen machte, war das noch nerviger als die gesammelte Astrologie-Post.

Meine Freundinnen und ich haben einen Hang zu Karten. Nein, nicht zu Poker, Watten oder Uno, sondern zu Wahrsage-, wahlweise psychologischen Karten. Manche von uns legen sie mehrmals täglich, manche wöchentlich, manche gelegentlich. Wenn sie es brauchen, weil Entscheidung anstehen, Denkanstöße nötig oder Bestärkungen dringlich sind. Eine meiner Mädels hat „Auf der Welle des Erfolgs“ gezogen und zeigt sie mir mit dem Hinweis, dass sie das nicht bei jedem tue, weil die Gefahr, als esoterisch zu gelten, groß sein. Ich kenne diese Befürchtung, weil ich ziemlich viele Menschen kenne, die mir das immer wieder antragen. Pragmatiker, Zyniker, Desillusionisten. Solche, die nicht wissen, dass der Begriff auf Aristoteles, Cicero und Platon zurückgeht. Solche, die es als bequem empfinden, esoterisch mit versponnen und abgedreht zu übersetzen. Und gleichzeitig an die Jungfrauengeburt glauben, deren Wiederkehr vor der Türe steht. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen damit geht, aber für mich passt das nicht zusammen.

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Ich habe wenige Prinzipien in meinem Leben. Zwei davon sind, dass man jeden leben lasse, wie er es für sich entschieden hat. Und dass der Schöpfer einen großen Tiergarten hat. Nummer Drei: Man achte auf die Magie im Leben, die sich immer und überall offenbaren kann. Denn ein Leben ohne Magie erscheint mir wenig lebenswert. Sie offenbart sich in so vielen Kleinigkeiten, die man als Pragmatiker vielleicht als Zufall bezeichnet, wenn man sie überhaupt bemerkt im hektischen Alltag. Dass eine Jungfrau schwanger wird, ist ebenso magisch wie eine Liebe, die plötzlich nach einem Vierteljahrhundert wieder aufflammt. Oder der Gedanke an eine Taube, dem ein reales Gurren vom Giebel des Nachbarhauses folgt. Wer wollte darauf verzichten?

Viel zu viele, muss ich die Frage selbst beantworten. Alles andere zählt mehr, denn Magie ist ja weder wissenschaftlich erfassbar noch rational zu erklären. Sie passiert einfach, und wer will, kann sie zelebrieren. Sollte sie zelebrieren. Ja, muss sie zelebrieren, um weich zu werden für das Leben. Magie lehrt uns, dass es Dinge gibt, die sich unserer Kontrolle entziehen und trotzdem gut für uns sind. Das setzt allerdings voraus, dass wir bereit sind, diese Kontrolle auch ein Stück weit aufzugeben. Und uns in Offenheit überraschen zu lassen. Wann, wenn nicht jetzt vor Weihnachten?

Auf mich warten die Pyramiden von Gizeh. Dort werde ich Verkäufer, Fahrer und Touristen ausblenden und mich der Magie dieses Ortes hingeben. Meine Erinnerungen des Jahres 2017 auf die ersten Stufen legen und sie ihnen überlassen. Man sagt, dass ihr Standort so gewählt wurde, dass der Nil genau den Verlauf der Milchstraße an derselben Stelle am Himmel widerspiegelt. Dass sie die Himmelfahrt des Pharaos ermöglichen sollten. Dass sie Kraftplätze sind. Perfekt für magische Erfahrungen zur Einstimmung auf 2018. Wir treffen uns am 12. Januar wieder, wenn wir sanft im neuen Jahr gelandet sind. Bleiben Sie bis dahin offen für die Magie – oder entdecken Sie sie.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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