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Auch das Gefühl der Qual ist eine tosende Welle im Ozean der Liebe. Jeder kennt Qual. Der eine quält sich freiwillig, der andere nimmt wahr, wie sehr ihn etwas quält, obwohl er sich doch gar nicht quälen will.

Gedanken und Gefühle können uns quälen. Viele werden ihre quälenden Gedanken nicht los, obwohl sie diese doch so gerne loslassen wollen. Und so haften sie an, bis sie die Natur von Loslassen und Anhaften in ihrem Bewusstsein erkennen. Bewusst kann werden, was unbewusst war. Auch Erinnern kann sich nur ständig neu durch Vergessen erfahren.

Jeder hat eine Vorstellung von dem, was Qual bedeutet, was ihn im Leben quält oder mal gequält hat. Die Existenz der Qual als Gefühl zu leugnen wäre scheinheilig. Qual als gefühlte Erfahrung zu verhindern ist ein Kampf gegen den Ozean in seiner Fülle, der die Gesamtheit aller Gefühlswellen ist.

TAO bedeutet Ganzheit, Einheit – alles zu sein; eins zu sein mit allem, was ist. Gefühle gehören gänzlich dazu, weil ohne sie gar kein Mitgefühl erfahrbar wäre. Mitgefühl zu haben mit dem, was Menschen quält, ist dann wahrhaftig, wenn der Mensch in sich erfahren hat, wie sich quälende Gedanken, Sorgen, Selbstzweifel und Ängste anfühlen.

Auch Sehnsucht kann Menschen unendlich quälen. Süchte als innigster Ausdruck tiefer Sehnsucht können grausam und quälend sein. So wie der qualvolle Entzug. Dann wird uns ein Gefühl entzogen, nach dem wir uns sehnsüchtig (immer wieder neu) sehnen.

Innere Unerfülltheit (Leere) kann qualvoll empfunden werden. Doch durch das leere Nichts lässt sich auch die Gänze der Fülle bewusst erfahren. Nicht wenige Lehren vermitteln den Glauben an qualvolle Entsagung als den einen Weg ins Licht. Dabei führt jeder Weg durch den eigenen Schatten ins Licht. Selbst der Weg durch die Maßlosigkeit als ständiger Spiegel der Entsagung ist ein lichtvoller Weg. Die Liebe ist Schatten und Licht. Im Licht ist alles Licht. Reines Licht.

Viele Dinge geschehen geradezu quälend langsam. Die Langsamkeit hat ihre Bedeutung – so wie die Schnelligkeit. Entschleunigung will sich bewusst erfahren. Die Schnecke wird immer eine Schnecke bleiben – oder auch nicht. Also versuche, im Menschen auch die Schnecke zu sehen, statt aus der Schnecke einen Gepard oder gar einen Wanderfalken machen zu wollen. Jeden verändern zu wollen ist eine Sucht. Der Mensch ist alles, nur nicht zur gleichen Zeit, wenn sich der Unterschied bewusst erfahren will.

Geduldiges Warten und Ungewissheit können pure Qual sein. Nichts tun zu können, ausgeliefert oder hilflos zu sein – all das löst Qualen aus. Gefühle werden ausgelöst und so in bewusstes Mitgefühl eingelöst. Krankheiten können sehr qualvoll sein. Andere quälen sich mit Schuld, schlechtem Gewissen, Untreue, Illoyalität, Unverstandensein, Misstrauen, Eifersucht und Verrat. Viele quälen sich auch damit, chronisch-süchtige Erwartungen der anderen ständig erfüllen zu müssen. Viele quälen sich damit, perfekt sein zu wollen, und gestehen sich oder anderen keinen Makel, keinen Fehler, kein Nein und kein Versagen zu. Die Erfahrung permanenter Kritik und ständigen Widerspruchs kann völlig zermürbend und quälend sein, solange der Mensch süchtig nach Anerkennung und Zuspruch ist.

Viele quälen sich auch damit, etwas sein zu wollen. Nicht wenige Menschen quälen sich damit, anderen oder gar sich selbst nicht vergeben oder verzeihen zu können. Auch die Qual der Wahl kann quälend sein, ebenso schwere Entscheidungen und schmerzhafte Einsichten. Manche quälen sich täglich zur Arbeit und andere wiederum verrichten qualvolle Arbeiten. Auch Lernen bedeutet für manche eine regelrechte Qual. Viele Filme leben geradezu von qualvollen Darstellungen und Gefühlen.

Nicht wenige Menschen quälen andere, statt sich bewusstzumachen, dass sie Qualen als Ursache säen und eines Tages dieses Gefühl als Wirkung auch ernten werden. Schaue und fühle genau hin, was Dich quält. Dann erkennst Du auch, was andere quält. Sei achtsam mit dem Gefühl der Qual.

Was ich in mir fühlend erfahren habe, ist Teil dessen, was ich alles an Mitgefühl bin. Die Liebe ist alles, was ist, es sei denn, der Mensch grenzt etwas aus. Meistens grenzt er das aus, was er nicht will, und oftmals auch das, was ihn schmerzt oder quält. Dabei ist der quälende Schmerz exakt das, was er in sich heilsam und ganz werdend erfahren kann. Erkenntnis ist heilsam. Die Zeit heilt die Wunden oder die Wahrheit der Erkenntnis.

Selbsterkenntnis ist der Weg selbst gemachter Erfahrungen. Gefühlte Erfahrungen werden zu Mitgefühl. Und so ist das Werden das SEIN. Liebe sein. Auch die Qual will in Liebe sein. Die Qual lässt den Menschen Erlösung suchen und Erlösung erfahren. Die Erlösung will sich erfahren – mit allen denk- und fühlbaren Aspekten. Quälende Fragen sind der Antrieb, erlösende Antworten zu suchen. Die Suche will sich erfahren. Der Suchende will sich erfahren. Die Suche hat ihren Sinn, der sich in der Tiefe quälender Sinnlosigkeit erfährt. Sinnlosigkeit ist notwendig, um in der Tiefe den Urgrund Deines Seins zu finden, sich selbst zu finden. Die Selbstfindung will sich erfahren. Jeder findet hierbei seine Antworten. Antworten sind niemals zufällig, so wie Gefühle kein Zufall sind. Nach dem Gesetz der Anziehung ist auch die Anziehung als Gefühl keine zufällige Anziehung.

Gefühle fallen den Menschen nicht zufällig zu, wenn sie sich bewusst als fühlende Wesen in der Fülle der Polarität von Yin und Yang erfahren wollen. Mitgefühl will bewusst erfahren werden. Im Herzen zu sein bedeutet, Mitgefühl zu sein, fühlend zu SEIN.

Klaus Eibach

Klaus Eibach

Der Autor Klaus Eibach ist Philosoph, Weisheitslehrer und medialer Gefühlscoach. In seinem gerade erschienen Buch „Philosophie der Gefühle“ beschreibt er Gefühle als eine bewusste Sprache der Seele. Gefühle wollen verstanden statt losgelassen, abreagiert, verdrängt oder therapiert werden, w...
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