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Schon sehr früh in meinem Leben habe ich gelesen, dass Stiergeborene auf ihr Gewicht achten sollen. Sie sind Genussmenschen und LIEBEN es zu essen. Beides trifft auf mich zu und trotzdem standen Kartoffel & Co. mit mir eine Zeit lang auf Kriegsfuß. Denn auch wenn ich gerne schnabuliere – zwingen lasse ich mich ungern.

Aus Erzählungen weiß ich, dass ich als Kind ständig aufgefordert werden musste, zu essen. Ich schiebe das auf eine frühe Rebellion gegen den Waschlappen, der mir als Baby zu Aufwachzwecken über das Gesicht gezogen worden sein soll, um mich an einen regelmäßigen Essensrhythmus zu gewöhnen. Glücklicherweise kam irgendwann die Erkenntnis, dass ich schon essen würde, wenn ich Hunger hätte. Für mich logisch, für damalige Verhältnisse eine Erdrutsch-Erkenntnis. Dass ich meinen eigenen Takt habe, stößt bis heute manchen Menschen unangenehm auf.

In mir hat sich im Laufe der Jahre dieses Bild der Kuh verfestigt, die einfach auf der grünen Wiese grasen und entscheiden will, ob sie Löwenzahn oder Gänseblümchen frisst. Und sie will dabei ihre Ruhe haben und nicht gestresst werden. Denn die Erfahrung hat gezeigt: Pikst man sie nach Torero-Art immer wieder an, wird sie zum wilden Stier. Und dann wird aus der Wildkräuterweide eine Blutwiese. Sozial verträglich ist das nicht, weshalb ich seit geraumer Zeit daran arbeite, bereits beim ersten Stupser mein Unwohlsein auszudrücken. Ist ein langer Weg, aber der beginnt ja bekanntlich mit dem ersten Schritt.

Der erste Schritt, die Korpulenz des zunehmenden Alters zu vermeiden, war für mich, nur so viel zu essen, bis mein Magen ein „Genug!“ an mein Hirn funkt. Da ich mein Essen nicht nur empfohlene 20, sondern 40 Mal kaue, hat das zur Folge, dass mein Teller langsamer leer wird und ich ziemlich genau die Rückmeldung erfassen kann. Denn laut Ernährungswissenschaft ruft der Magen erst ab 15 Minuten nach einer Pause. Ich kann ein Schnitzel mit Petersilkartoffeln und Preiselbeeren locker über eine halbe Stunde ziehen! Dass es dann schon kalt ist, ist eine andere Geschichte. Aber vielleicht ist es mit kaltem Essen ja wie mit kaltem Kaffee – soll ja schön machen.

Höre ich auf freundliche Stimmen, entspricht das der Realität. Doch unfreundliche meinen, ab 40 hätte man die Wahl zwischen Kuh und Ziege. Gewichtsmäßig. Und auch wenn ich eine astrologische Prädisposition für Ersteres habe, ziehe ich Zweiteres vor. Nicht weil ich gerne meckere – überhaupt nicht. Ich bin aus Überzeugung Positivdenkerin, denn alles andere stürzt in Depression, Magenschmerzen und Diabetes. Ich habe mich für das Ziegendasein entschieden, weil dieses lebendige Wesen immer überlegt, wie es ausbüchsen kann. Weil es neugierig ist und nur frisst, was es mag. Und wann es mag. Dass ich damit meinen BMI von 19.1 halte, gefällt den einen weniger, den anderen mehr. Allen kann man es sowieso nicht recht machen, also konzentriere ich mich auf die, die mich schön finden, und fühle mich weiterhin wohl in meiner Haut – Mäh!

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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